Schuldneratlas: Dieser Winter wird zur Schuldenfalle

Stand: 15.11.2022, 11:00 Uhr

Eigentlich ist der Trend positiv: Es gibt weniger Menschen mit Schulden in Deutschland. Das wird sich aber wohl ändern - wegen der hohen Energiepreise.

Zum vierten Mal in Folge ist die Zahl überschuldeter Privatpersonen in Deutschland zurückgegangen. Das zeigt der sogenannte Schuldneratlas 2022, der jedes Jahr von der Creditreform erhoben wird. Das Unternehmen sammelt Wirtschaftsdaten und berechnet die Zahlungsfähigkeit von Personen.

Corona als Schulden-Bremse

Aktuell sind 8,48 Prozent der Erwachsenen (knapp sechs Millionen Menschen) in Deutschland verschuldet, können also Rechnungen nicht mehr bezahlen. Das ist erneut ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr, konkret um 4,4 Prozent. Allerdings wird der Rückgang langsamer. Bundesweit mit die meisten Schuldner gibt es im Ruhrgebiet, vor allem in Essen, Duisburg und Dortmund.

Die Wirtschaftsforschenden sehen darin eine Verbindung zur Coronapandemie. Zum einen gab es Einschränkungen im Konsum, weil die Menschen durch Lockdowns & Co.weniger Möglichkeiten hatten, ihr Geld auszugeben. Zum anderen haben sie auch vorsichtshalber freiwillig weniger ausgegeben. Außerdem hätten die staatlichen Hilfsprogramme dazu geführt, dass weniger Menschen in die Verschuldung gerutscht sind.

"Nachzahlungsschock" im Winter

Der Konsum habe aber bereits wieder angezogen. Die Menschen hätten ihr angespartes Geld ausgegeben, um Urlaub, Kulturangebote und Restarantbesuche "nachzuholen". Allerdings waren die Ersparnisse schon Mitte des Jahres wieder aufgebraucht - vor allem wegen der hohen Inflation.

Für den Winter befürchten die Forschenden eine Trendwende. Fast jeder fünfte Haushalt (fast 15,6 Millionen Menschen) sei gefährdet, die Rechnungen für Strom, Wasser, Gas und Wärme nicht bezahlen zu können. Der zu erwartende "Nachzahlungsschock" und die nicht absehbare Dauer der Inflation könnten viele Menschen in die Schuldenfalle treiben.