Kritik aus der Möbelbranche: XXXLutz übernimmt Porta Gruppe

Stand: 08.01.2025, 21:05 Uhr

Die Möbelhäuser der Porta-Gruppe werden an XXXLutz verkauft. Damit übergeben zwei Familien aus Porta Westfalica ihr Lebenswerk.

Für Kunden – aber auch für die Branche – kam die Übernahme-Nachricht überraschend. Es habe Gerüchte gegeben, sagte Jan Kurth vom Verband der deutschen Möbelindustrie; aber mit dem jetzigen weitreichenden Schritt sei nicht zu rechnen gewesen.

Die Nummer sechs des deutschen Möbelhandels, Porta, wird von der Nummer zwei geschluckt – das müsse von den Kartellbehörden genau überprüft werden. Die Hersteller fürchten vor allem zu viel Marktmacht für den österreichischen Käufer XXXLutz; der übe schon jetzt großen Preis-Druck aus.

Lange Unternehmensgeschichte: Übergabe fällt schwer

1965 haben Hermann Gärtner und sein inzwischen verstorbener Partner Wilhelm Fahrenkamp das erste Möbelhaus unter dem Namen "Porta" in Barkhausen im Kreis Minden-Lübbecke eröffnet. Inzwischen gehören rund 140 Möbelhäuser in Deutschland, Tschechien und der Slowakei zur Porta-Unternehmensgruppe. Neben der Marke Porta zählen noch Möbel BOSS, ASKO und Möbel Letz dazu.

Uneinigkeit bei Gründer-Familien?

Zu den Gründen des Verkaufs durch Porta an Lutz gibt es bisher keine offiziellen Aussagen. Branchenkenner halten wirtschaftliche Hintergründe für eher unwahrscheinlich; in der Branche galt Porta bis zuletzt als solides Unternehmen mit einer guten Marke. Möglich seien unterschiedliche Auffassungen in den beiden Gründer-Familien über die zukünftige strategische Linie, sagte Wirtschaftsexpertin Christina Hoon von der Universität Bielefeld.  

Eine Zukunft auch im Onlinemöbelhandel?

Laut Geschäftsführung wollten die Inhaber für ihre Möbelhäuser und die Mitarbeitenden jetzt auf jeden Fall einen starken Partner, der auch im Onlinehandel groß sei. Paul de Jong, Geschäftsführer der Porta-Holding, erklärte: "Das Wettbewerbsumfeld, vor allem auch im Onlinemöbelhandel, erfordert neben hohen Investitionen auch starke Partnerschaften. XXXLutz ist mit seinem starken Omnichannel Auftritt prädestiniert, zukünftig am Markt eine bedeutende Rolle zu spielen", heißt es.

Möbelbranche: XXXLutz übernimmt Porta Gruppe aus Porta-Westfalica WDR Studios NRW 07.01.2025 00:44 Min. Verfügbar bis 07.01.2027 WDR Online

Kunden wollen "ihre Marke" nicht verlieren

Viele Kunden am Stammsitz Porta Westfalica zeigten bei einer WDR-Umfrage Unverständnis – sie fürchten vor allem, dass ihr Markt und ihre Marke verschwindet. Wie es in den Porta-Märkten weitergeht, sei aber noch nicht entschieden, hieß es von Seiten XXXLutz. Derzeit sei nicht geplant, Flächen aufzugeben oder Stellen zu streichen.

Unklarheit über Name der Möbelmärkte

Welchen Namen die Porta-Möbelhäuser nach der Übernahme tragen sollen, ist ebenfalls noch nicht geklärt. XXXLutz ist nach eigener Aussage mit über 370 Möbelhäusern in 14 Ländern einer der größten Möbelhändler der Welt. In Deutschland liegt der Möbelriese nach Branchenschätzungen auf Platz 2 mit einem Umsatz von 4 Mrd. Euro. Porta rangiert deutschlandweit auf Rang 6 mit einem Umsatz von rund 1 Mrd. Euro.

Der Verkauf steht noch unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Zustimmung.

Unsere Quellen:

  • Reporter vor Ort
  • Universität Bielefeld
  • Verband deutsche Möbelindustrie
  • dpa
  • porta Holding
  • XXXLutz Gruppe

Über dieses Thema berichtet der WDR am 08.01.2025 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit aus Bielefeld und im Radio auf WDR 2.