In der Bielefelder Wildvogelstation erleben Dohle Dieter und Elster Nils Ruhe und Geborgenheit. Nils wird mit selbstgezüchteten Mehlwürmern gefüttert - sein Leibgericht. Dieter steht mehr auf Rührei.
Dabei mache die Elster schon wieder typische Elster-Dinge, freut sich Tierpflegerin Regina Bocklet: "Nils macht ganz schön viel Blödsinn. Er klaut Stifte oder Geldmünzen und versteckt sie. Die müssen wir dann wieder suchen." Dieter ist erst kürzlich eingezogen. Die Dohle freundet sich gerade erst an.
Schicksal Gefangenschaft
Regina Bocklet mit Elster Nils
Dieter und Nils teilen das gleiche Schicksal. Sie haben bei Menschen gelebt und ihre Bezugspersonen sind gestorben. Zerrupft, abgemagert, verdreckt - als Häufchen Elend wurden die ehemals stolzen Vögel von Tierschützern aus den Wohnungen geholt.
Dieter lebte fast 15 Jahre bei einem Menschen und wurde im Frühjahr gefunden. Nils konnte nach acht Jahren in der vergangenen Woche gerettet werden. Nun sind die fast zahmen Wildvögel erst einmal in der Wildvogelstation gelandet.
Raben leben monogam
Häufig werden die Vögel als kleine Küken oder verletzt auf der Straße gefunden und vom Menschen aufgenommen. Sie werden dann groß gezogen oder versorgt und gepflegt. Dabei dürfen sich die Raben aber nicht an Menschen gewöhnen. Denn das ist eine falsche Liebe - und Raben leben monogam.
"Die Vögel verteidigen einen und fliegen unter Umständen andere Leute an, weil sie die als Konkurrenten wahrnehmen", sagt Regina Bocklet.
Wildvögel zu halten ist Tierquälerei
Elster Nils
Nach dem Tierschutzgesetz kann man einen verletzten Vogel für eine Erste-Hilfe-Maßnahme kurzzeitig aufnehmen. Er muss dann aber wieder ausgewildert werden. Einen Vogel zu behalten steht unter Strafe.
Denn wenn sich die ehemaligen Wildtiere erstmal an den Menschen gewöhnt haben, finden sie sich nicht mehr draußen zurecht. Drastisch formuliert es Anjuli Barber vom Tierheim Bielefeld: "Die Wildvögel sind für den Rest ihres Lebens behindert."
Etwa 30 Wildvögel leben aktuell in der Wildvogelstation Bielefeld, von Meisen über Tauben und reiher bis hin zu Nils und Dieter.
Neues Zuhause gesucht
Dohle Dieter
So schön es auch in der Bielefelder Wildvogelstation ist, Nils und Dieter können hier nicht auf Dauer bleiben. Deswegen wird jetzt ein neues Zuhause gesucht. Es sollte möglichst naturnah sein, aber mit menschlichem Kontakt, erklärt Regina Bocklet.
Ein Tierpark wäre beispielsweise eine angemessene Wahl, wenn dieser auch zahme Vögel hat. Eine gute Wohngemeinschaft zu finden ist nicht leicht. Aber es wird klappen, denn Dieter und Nils sind gesellige Vögel.
Unsere Quellen:
- Wildvogelstation Bielefeld
- Reporter vor Ort