Das Bild zeigt eine Gruppe von Menschen, die am Ende einer Stadtführung sind.

Soest bietet Stadtführung für Karnevalsmuffel an

Stand: 03.03.2025, 15:59 Uhr

Die Stadt Soest war am Rosenmontag Zufluchtsort für Karnevalsmuffel. Für sie wurde erstmals eine ganz besondere Stadtführung angeboten.

Von Elfie Schader

Pünktlich um 11:11 Uhr stehen fünfzig Frauen und Männer vor der Tourist-Information in Soest. Dort startet der ,,garantiert unkostümierte, alternative Rosenmontagsumzug für Karnevalsmuffel." Die Teilnehmenden kommen aus Moers, Gelsenkirchen, Düsseldorf, Duisburg und Hagen. In ihrer Heimat wird traditionell Karneval gefeiert. Als sie erfahren haben, dass Soest als ,,karnevalsfreieste Stadt NRWs" gilt, haben sie sich gefreut. Das Angebot der Stadtführung für Karnevalsmuffel finden sie toll. 

Auf der Suche nach dem ,,Pappnasenexil"

Aufatmen bei Esther und Thomas aus Gelsenkirchen: Seit ihrer Ankunft in Soest haben sie an diesem  Rosenmontag weit und breit noch keinen Jeck gesehen. ,,Diese aufgesetzte gute Laune, der Alkohol, das ist nichts für uns", beteuern beide. Auch Karin aus Hagen ist vor dem Karneval geflüchtet: ,,Ich habe nach einem Pappnasenexil gesucht und bin auf die Stadtführung in Soest gestoßen."

Karnevalistische Feierschwäche trifft den Nerv

Man habe einen Nerv getroffen, heißt es von der Stadt Soest. In den vergangenen Jahren riefen immer mehr Menschen an und fragten, ob denn in Soest Karneval gefeiert würde. Darauf hieß es immer: ,,Nein, leider gar nicht. Das können wir einfach nicht." Darauf folgte dann ein begeistertes ,,super, dann kommen wir zu Ihnen!" Weil diese Nachfragen nicht nachlassen, hat Soest aus seiner karnevalistischen Feierschwäche eine Tugend gemacht und erstmals eine spezielle Stadtführung entworfen.

Stadtführerin verspricht: Keine Angst vor roten Nasen

Das Bild zeigt die Stadtführerin Anne Hay vor der Petri-Kirche.

Stadtführerin Anne Hay führt augenzwinkernd durch Soest.

Für die erfahrene Stadtführerin Anne Hay ist das besondere Angebot eine aufregende Premiere: ,,Ich gebe zu, ich bin nervös", begrüßt sie die Karnevalsmuffel aus NRW und verspricht: ,,Keine Angst vor roten Nasen – die gibt es hier nicht!"

Und dann führt Anne Hay die Karnevalsmuffel mit Humor und Augenzwinkern durch die Stadt. Vorbei an der Wiesenkirche, die als ,,kleine Schwester des Kölner Doms" gilt, auf deren ,,Domplatte" bestimmt keine Kamelle fliegen, über die Brücke am Loerbach, die zwar mit der Kölner Hohenzollernbrücke nicht mithalten kann, an der aber auch Liebesschlösser hängen. Weiter geht es entlang des mittelalterlichen Stadtwalls, wo einst vor fast 600 Jahren die Soester gegen die Kölner kämpften.

,,Gefällt mir", sagt Holger aus Moers. Und hinter vorgehaltener Hand: ,,Eigentlich bin ich kein eingefleischter Karnevalsmuffel. Ich mach sozusagen nur mal eine kurze Pause vom Karneval und da kommt mir diese Stadtführung ganz recht. Heute Abend bin ich in Düsseldorf, im Konfetti-Kostüm. Und morgen in Gladbach."

Soester können keinen Karneval – aber Kirmes!

Am Ende des alternativen Rosenmontagszuges in Form einer Stadtführung erfahren die Karnevalsmuffel, dass die Soesterinnen und Soester zwar keinen Karneval feiern, sie aber trotzdem eine ,,fünfte Jahreszeit" begehen. Und damit zeigt Stadtführerin Anne Hay auf die uralte Petri-Kirche, an der die Soester Allerheiligen-Kirmes quasi ihren Anfang nahm. Als die Kirche nach dem Bau geweiht wurde, wurde schon damals ordentlich gefeiert. Inzwischen ist daraus Europas größte Innenstadtkirmes geworden.

Karnevalsmuffel stoßen mit Soester Bullenauge an

Nach neunzig Minuten geht die launige Stadtführung zu Ende. Allerdings nicht ohne den Karnevalsmuffeln Bullenaugen zu kredenzen. Der braune Likör mit einem Schuss Sahne gilt als Soester Nationalgetränk zur Allerheiligenkirmes. Vor der, sagt Anne Hay, würden auch einige Soester flüchten – manche zu Verwandten im Rheinland.

Unsere Quellen:

  • Reporterin vor Ort