Viele NRW-Kommunen setzen auf Fahrradstraßen - Autos sind nur "zu Gast" -

Stand: 26.09.2023, 17:40 Uhr

Köln wirbt für mehr Akzeptanz von Fahrradstraßen – und plant aktuell ganz viele davon. Aber auch andere Städte wandeln immer mehr Straßen um und geben den Radlern Vorrang.

Eine trommelnde Sambatruppe trifft auf eine Dudelsack-Formation. Ein ungewöhnliches Happening in einem neuen Videospot der Stadt Köln. Es soll zeigen, dass unterschiedliche Musikstile durchaus miteinander harmonieren können. So wie unterschiedliche Fahrzeuge... wie Auto und Fahrrad.

Besondere Regeln in Fahrradstraßen

Fahrradstraße, Straße mit blauer Markierung, weißem Kreis und Fahrrad-Icon | Bildquelle: WDR/Stefanie Brendt

Ein bisschen hat man hier um die Ecke gedacht, aber die Werbung in Kino, Radio, sozialen Medien und auf Postkarten verfolgt ein Ziel. Sie wirbt um mehr Rücksichtnahme und ein harmonisches Miteinander vor allem in Fahrradstraßen. Hier sind nämlich die Autos nur "zu Gast". Radfahrer haben - im Rahmen der üblichen Verkehrsregeln - Vorrang.

Diese häufig mit rot gefärbtem Asphalt versehenen Fahrradstraßen gehören mittlerweile vielerorts schon zum Stadtbild dazu. Sie sollen für weniger innerstädtischen Autoverkehr und damit auch für mehr Sicherheit von Radfahrern und Fußgängern sorgen. Autos sind zwar meist erlaubt, den Radlern aber untergeordnet. Es dürfen auch mehrere Menschen nebeneinander radeln. Und für alle Fahrzeuge gilt: Tempo 30 ist das absolute Maximum.

Viel mehr Fahrradstraßen für Köln geplant

Die Werbeaktion der Stadt Köln kommt nicht von ungefähr. Hier soll der Anteil der Fahrradstraßen künftig deutlich steigen. Rund 25 Fahrradstraßen-Kilometer gibt es schon - fünfmal so viele wie 2017. Die 51. Fahrradstraße wurde gerade eingeweiht.

Viele weitere sollen nun folgen. Allein im Stadtbezirk Lindenthal sind rund 45 zusätzliche Kilometer in Planung. Rechtsrheinisch sind es um die 180 Kilometer, sagt Stadtsprecher Robert Baumanns.

Wann ist eine Straße eine Fahrradstraße?

Eine Fahrradstraße einzurichten, ist übrigens nicht teuer. "Rechtlich genügen bereits zwei Schilder, die den Anfang bzw. das Ende der Fahrradstraße markieren", sagt Julia Groth. Sie ist Sprecherin der AGFS NRW, der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen.

Die AGFS empfiehlt den Kommunen bei der Umwidmung von Straßen dennoch ein bisschen mehr Geld in die Hand zu nehmen. Zum Beispiel für die bereits erwähnte markante Rotfärbung des Asphalts, zumindest im Einfahrtsbereich und an Knotenpunkten oder für eine Bodenmarkierung mit dem bekannten blau-weißen Fahrrad-Piktogramm und auch allgemein für mehr Verkehrssicherheit und Fahrkomfort.

Viele Städte werden fahrradfreundlicher

Fahrradstraße | Bildquelle: WDR

Städte wie Köln und Bonn sieht die AGFS NRW im Rheinland besonders als engagiert für ein besseren Radverkehr. So will Bonn bis 2024 auf rund 50 Kilometer Fahrradstraßen kommen. Die Radhochburg Münster liegt bei etwa 20, Tendenz steigend. Und sogar die kleinere Nachbarstadt von Münster, Emsdetten, hat erste Fahrradstraßen eingerichtet, weil die Menschen hier bereits gut die Hälfte aller innerstädtischen Wege mit dem Rad zurücklegen.

Siegen kommt auf immerhin fünf Fahrradstraßen und Essen sieht sich mit gut 80 sogar deutschlandweit auf Platz 2 hinter München. Und Aachen kommt auf mehr als 20 solcher Straßen.

Fördergelder für Fahrradstraßen

Eine finanzielle Förderung für die Einrichtung solcher Fahrradstraßen können die Kommunen übrigens auch beantragen, so die AGFS NRW: auf Landesebene zum Beispiel über die Förderrichtlinien Nahmobilität der NRW.Bank und über das Sonderprogramm Stadt und Land des Bundesverkehrsministeriums.

Quellen:
Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in NRW e.V.
Bundes- und Landesverkehrsministerium NRW
Pressestellen der Städte Köln, Münster, Essen, Aachen, Siegen
Homepages der Städte Bonn und Emsdetten