Es geschah im Juni vergangenen Jahres: Auf der Strecke zwischen Iserlohn und Dortmund kontrolliert Andreas Lübke die Fahrscheine zweier Fahrgäste. Einer von ihnen ist ungültig. Es kommt zur Auseinandersetzung mit den angetrunkenen Männern.
Beim Aussteigen an der nächsten Bahnstation wirft einer von ihnen mit einer Bierflasche. Sie trifft Andreas Lübke an der Schläfe. Beim Sturz schlägt sein Kopf außerdem noch gegen die Zugtür. Das Ergebnis: Gehirnerschütterung, Platzwunde – Andreas Lübke muss ins Krankenhaus.
Studie der EVG
Solche oder ähnliche Übergriffe haben viele seiner Kolleginnen und Kollegen erlebt. Das belegen Zahlen der Deutschen Bahn und der Eisenbahnergewerkschaft EVG. Danach hat sich die Zahl der Körperverletzungen in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt – von 1.500 auf 3.000.
Die EVG hat extra zu diesem Thema eine Studie erstellt und rund 5.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befragt. Die Ergebnisse sind erschreckend: Demnach sind 82 Prozent der Befragten schon einmal Opfer eines Übergriffs geworden – verbal oder körperlich. Fast die Hälfte der Befragten wurden bereits bespuckt, geschubst oder mit Gegenständen beworfen – so wie Andreas Lübke.
Posttraumatische Belastungsstörung
Auch ein Jahr nach der Tat ist Andreas Lübke nicht in der Lage, einen Zug zu betreten, geschweige denn zu arbeiten. Psychologen haben ihm eine "posttraumatische Belastungsstörung" attestiert.
Doch nicht nur das belastet ihn: "Dadurch, dass ich statt Lohn Verletztengeld bekomme, habe ich über 400 Euro netto weniger im Monat - dafür, dass ich meinen Kopf hingehalten habe." Die Bahn teilt dazu mit, dass es rechtlich und tariflich nicht möglich sei, den Differenzbetrag auszugleichen. Andreas Lübke findet es ungerecht, dass er neben seinen gesundheitlichen Problemen auch noch finanzielle Einbußen hinnehmen muss.
Unsere Quellen:
- Deutsche Bahn
- EVG
- Andreas Lübke