Es ist 2007. Ich bin Schülerin in Tansania. Jeden Donnerstag stelle ich meinen Wecker auf 1 Uhr nachts, weil ich die wichtigste Radiosendung der Woche nicht verpassen will: die Billboard-Show. Hier werden neue Charteinstiege präsentiert. Und es ist genau in dieser Sendung, mitten in der Nacht, in der ich zum ersten Mal mein Idol höre: Taylor Swift mit "Teardrops On My Guitar".
Seitdem bin ich Fan, bilde mir ein, dass ich wohl die Einzige in Tansania bin, die diese wunderbare Country-Sängerin kennt. Von meinem Taschengeld kaufe ich jedes Album, lerne alle Songtexte auswendig. Heute bin ich super stolz, dass "mein Mädchen" so ein Megastar geworden ist.
Vorbilder mit Einfluss
Taylor Swift ist nicht die einzige Frau, die dieses Jahr die Schlagzeilen dominiert und von Millionen gefeiert wird. Ich habe immer noch Gänsehaut von Kamala Harris' Rede beim Parteitag der Demokraten. Nicht weil mich der Inhalt so bewegt hat, sondern weil dieses Bild so unglaublich war: Eine schwarze Frau bricht die vielleicht härteste gläserne Decke der Welt und könnte im November Geschichte schreiben.
Und dann wäre da noch Simone Biles. Schon vor ihren Siegen in Paris war sie die erfolgreichste Turnerin aller Zeiten. Millionen Fans folgen ihr begeistert auf Social Media, es wurden komplexe Sprünge offiziell nach ihr benannt. Und immer noch fragen wir uns alle, wie so ein Doppelsalto mit Dreifachschraube überhaupt menschlich möglich ist.
Diese Frauen haben eine unglaubliche Power und enormen Einfluss. Das macht mich stolz und erfüllt mich mit Hoffnung. Meine Eltern haben mir immer eingeprägt, dass ich alles im Leben erreichen kann, wenn ich hart arbeite. Ich habe es immer geglaubt. Aber jetzt, wenn ich sehe, welche außerordentlichen Maßstäbe Swift und Co. setzen, dann bestärkt mich das noch mehr.
Against all odds
Ehrlich gesagt ist es bemerkenswert, dass all diese drei Frauen globale Phänomene geworden sind, obwohl sie vordergründig nicht gerade die perfekten Voraussetzungen besaßen. Sie waren Underdogs und haben sich an die Weltspitze gearbeitet.
Sind wir mal ehrlich: Turnen ist ein ziemlicher Nischensport – trotzdem ist Simone Biles eine der bekanntesten Sportlerinnen der Welt. Taylor Swift hat damals als Countrysängerin angefangen. Country! Dieses Genre, das fast ausschließlich von Fans gehört wird. Egal, Taylor hat sich und ihren Musikstil immer wieder neu erfunden, bricht Streaming- und Verkaufsrekorde, wurde vom Time Magazine zur Person des Jahres 2023 gekürt und heute ist ihre Eras-Tour die kommerziell erfolgreichste Tour aller Zeiten.
Auch Kamala Harris' Hintergrund schreit nicht nach einer großen politischen Karriere in den USA. Sie ist eine Frau. Als solche hat man es leider heute noch schwer in der Politik. Dann noch mit indischen und jamaikanischen Wurzeln. Und doch wurde sie zur ersten amerikanischen Vizepräsidentin und hat jetzt als Spitzenkandidatin der Demokratischen Partei die Chance, die erste Präsidentin des Landes zu werden.
Universelle Ikonen
Ich glaube, dass diese drei Frauen nicht nur wegen ihres enormen Erfolgs bewundert werden, sondern auch dafür, dass sie Kämpferinnen sind. Simone Biles, eine von vielen Turnerinnen, die vom Mannschaftsarzt sexuell missbraucht wurden, spricht sich öffentlich für den Schutz von Athletinnen aus. Wenn’s um Rechte und Fairness in ihrer Branche geht, legt sich Taylor Swift auch mal mit ihrem Management an oder zieht ihre gesamte Musik von Spotify ab.
Ich muss gestehen, ich habe mich kurz gefragt, ob es nicht schön wäre, wenn wir auch hier in Deutschland solche einflussreichen Frauen hätten. Würde das junge Mädchen hier im Land mehr empowern? Vielleicht schon. Aber das Großartige ist ja, dass sich Frauen und Mädchen aus der ganzen Welt mit diesen Amerikanerinnen gewissermaßen identifizieren können und sie als Idole und Vorbilder sehen. Swift-Mania hat die ganze Welt gepackt, Videos von Simone Biles gehen viral und inspirieren andere Mädchen, ihre Träume zu verfolgen.
The sky is the limit
Das Beste ist aber, dass Powerfrauen noch mehr Power haben, wenn sie sich vereinen. Im US-Wahlkampf wird viel darüber spekuliert, ob Taylor Swift sich für Kamala Harris aussprechen und ihr damit womöglich zahlreiche Stimmen bescheren könnte. Ähnlich wie die öffentliche Zustimmung von Talk-Queen und original Powerfrau Oprah Winfrey 2008 angeblich Barack Obama eine Million Stimmen bei den Vorwahlen der Demokraten eingebracht haben soll.
Ob sich Harris und Swift zusammentun oder nicht, ob Harris die Wahlen gewinnt oder nicht, ob Simone Biles es in vier Jahren nochmal bei Olympia versucht oder ihre Karriere beendet – die Geschichte dieser Frauen und die Meilensteine, die sie jetzt schon erreicht haben, machen mir und anderen Frauen Mut. Unser Bestes zu geben, nach den Sternen zu greifen und zu glauben, dass unsere wildesten Ziele und Träume in Erfüllung gehen können.
Was denkt ihr? Sind euch Vorbilder wie Harris, Swift und Biles auch so wichtig wie unserer Kolumnistin? Schreibt uns dazu gerne in die Kommentare auf WDR.de oder auf Social Media.
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Kommentare zum Thema
Sportler und Künstler müssen gradlienig an ihrer Karriere arbeiten. In der Politik gehören Kompromisse dazu. Ich kann nur übernehmen was die kritische Medien in den USA über Kamala Harris schreiben aber wenn es richtig ist, dass ihre Ansichten heute stark im Kontrast zu ihrer Amtsführung als kalifornische Staatsanwältin stehen, sieht das eher nach Opportunistin als nach "Powerfrau" aus.
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