Schule ohne Klassenzimmer und ohne Noten
09.09.2024. 01:47 Min.. Verfügbar bis 09.09.2026.
Schule ohne Klassenzimmer und ohne Noten
Stand: 09.09.2024, 06:00 Uhr
Mit einer Festwoche feiert die Laborschule in Bielefeld ihr Jubiläum: 50 Jahre Unterricht ohne Klassenräume und Noten.
Von Jan-Ole Niermann
Um neun Uhr versammelt sich die türkise Gruppe zur Morgenrunde: Knapp 20 Kinder sitzen im Kreis auf Sitzkissen. Janno und Vanessa leiten heute das Plenum. "Zuerst machen wir ein Klatschspiel und dann How-Are-You-Today? Das heißt, wie geht es dir auf Englisch?", erklärt der achtjährige Janno.
Schülerinnen und Schüler lernen hier nach alternativen Konzepten.
Danach fragen die beiden ihre Mitschülerinnen und Mitschüler, wie sie heute nach Hause kommen. Auch den jüngeren Kindern schon Verantwortung für die Gruppe zu übertragen, gehört zum Konzept der Laborschule.
Offene Räume als Symbol für offeneren Unterricht
Statt Klassenzimmern mit Türen gibt es offene, große Räume.
Vor genau 50 Jahren ist die Versuchsschule des Landes NRW gestartet. Die Idee: Die Kinder sollen nicht belehrt werden, sondern eigene Erfahrungen machen. Alternativ ist auch die Architektur: Statt Klassenzimmern mit Türen gibt es offene, große Räume oder Lernecken. Aktuell besuchen gut 700 Schülerinnen und Schüler die Laborschule, vom Vorschuljahr bis Klasse 10. Danach besteht die Option am benachbarten Oberstufenkolleg das Abitur zu machen.
Lehrerin Laura Raabe sitzt zwischen den fünf bis acht Jahre alten Kindern der türkisenen Gruppe und hört erstmal nur zu, später leitet sie verschiedene Lern- oder Spielzeiten an. "Also da findet sich ganz viel demokratisches Lernen, wir haben Kinderparlamente von Anfang an", sagt Raabe. Ihre Gruppe habe zum Beispiel auch über den Kauf einer Hängematte abgestimmt, in der die Kinder jetzt gerne entspannen.
Lernziele statt Notendruck
Raabe gefällt das alternative Konzept der Schule und auch, dass es Noten erst ab Klasse 9 gibt. "Ich habe in der Regelschule erlebt, welche Sorgen sich Kinder direkt vor der Klassenarbeit machen, was der Druck mit ihnen macht", sagt Raabe, "hier ist es natürlich auch so, dass ich die Lern- und Entwicklungsstände der Kinder nachhalte und Notizen mache und mit den Kindern auch bespreche – das finde ich ganz gewinnbringend."