Rindfleisch falsch deklariert: Staatsanwaltschaft Bielefeld ermittelt
Lokalzeit Münsterland. 17.04.2025. 02:32 Min.. Verfügbar bis 17.04.2027. WDR. Von Rolf Heutmann.
Rindfleisch falsch deklariert: Staatsanwaltschaft Bielefeld ermittelt
Stand: 17.04.2025, 16:33 Uhr
Ein Viehvermarkter soll Papiere von Rindern manipuliert und damit eine bessere und lukrativere Haltungsform vorgegaukelt haben.
Mit Sätzen wie "Bodenständigkeit, Fairness, Transparenz und Partnerschaft sind gelebte Leitbilder des Unternehmens" warb die frühere Raiffeisen-Viehvermarktung GmbH (RVG) in Werne für sich, bevor sie sich zum 1. Januar 2024 mit der Viehzentrale Südwest GmbH (VZ) zum größten deutschen Viehhandelsunternehmen, der Raiffeisen-Viehzentrale (RVZ) zusammenschloss.
Die ehemalige RVG steht in Verdacht, Lieferpapiere von mehr als 1.100 Rindern und Bullen vor deren Einlieferung in Schlachthöfe manipuliert zu haben. "Mehr als drei Monate hinweg wurden Tiere als Haltungsstufe 3 ausgewiesen, obwohl sie aus schlechterer Haltung kamen", schreibt die "Süddeutsche Zeitung". "Mutmaßlich kamen so mehrere Hundert Tonnen falsch deklariertes Fleisch und Wurst in den Handel."
Die RVZ schreibt in einer Stellungnahme gegenüber Kunden und Geschäftspartnern:
"Wir bedauern ausdrücklich, dass es in der Vergangenheit zu diesen Fehlern gekommen ist. Wir haben daraus gelernt, und alles getan, um solche Fehler für die Zukunft sicher auszuschließen." RVZ
Außerdem antwortet uns eine Unternehmensberatung für Kommunikation auf unsere Anfrage an die RVZ heute schriftlich, man habe bereits jetzt Qualitätsmanagement und die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten in der Lieferkette überarbeitet und optimiert, um entsprechende Vorkommnisse für die Zukunft ausschließen zu können: "Dazu gehören interne Schulungen zu den bestehenden Abläufen, aber auch ein überarbeitetes und erweitertes Qualitätsmanagementprogramm für die RVZ", heißt es.
Kontrolleure der bundesweit für Qualitätssicherung in der Fleischwirtschaft zuständigen QS Qualität und Sicherheit GmbH mit Sitz in Bonn hatten die Manipulationen aufgedeckt. Von einem "sehr schwerwiegenden Verstoß" und einem "Sanktionsfall von erheblicher Tragweite" ist die Rede.
Die QS zog Konsequenzen: Sie verhängte eine Vertragsstrafe von 50.000 Euro. Und zwar gegen die aus der Fusion von RVG und VZ hervorgegangene Nachfolge-Gesellschaft RVZ. Vermutlich noch gravierender: Die QS schloss die RVZ aus dem QS-System aus. Das QS-System ist eine feste Größe in der Qualitätssicherung für Fleisch- und Wurstwaren und damit die Basis-Prüfsystematik in Deutschland. Ohne QS-Anerkennung sei man praktisch vom Fleischmarkt abgemeldet, heißt es in der Branche.
Inzwischen beschäftigt sich auch die Staatsanwaltschaft Bielefeld mit dem Fall. Verbrauchern stellt sich die Frage, wie verlässlich die auf Verpackungen angegebenen Haltungsformen wirklich sind. Die QS kontrolliert nach eigenen Angaben Betriebe alle ein bis drei Jahre. Ein Insider hält es für möglich, dass Manipulationen häufiger vorkommen.
Ein Rindermäster aus dem Münsterland, der anonym bleiben möchte, sagt dazu: "Was da jetzt abgelaufen ist, ist eine einzigartige Katastrophe." Und betont: "Diese Fälschung ist eine Täuschung für die Verbraucher an der Fleischtheke. Die bezahlen viel Geld für ihr Rindfleisch. Und bekommen für das Geld jetzt eine Haltungsstufe niedriges Fleisch."
Unsere Quellen:
- Süddeutsche Zeitung
- Landwirt aus dem Münsterland (Name d. Red. bekannt)
- QS Qualität und Sicherheit GmbH
- RVZ