
Gedenken an ermordete Zwangsarbeiter in der Dortmunder Bittermark
Stand: 17.04.2025, 18:00 Uhr
Am Karfreitag wird am Mahnmal in der Bittermark an die Morde vor 80 Jahren erinnert. Damals hatte die Gestapo fast 200 ausländische Zwangsarbeiter umgebracht. Der Dortmunder Wolfgang Asshoff ist seit der ersten Gedenkfeier 1958 dabei.
Von Kay Bandermann
Für Wolfgang Asshoff sind sie schlimm und unverständlich: die Gräueltaten des Nazi-Regime am Ende des verlorenen Zweiten Weltkriegs. Fast 200 Zwangsarbeiter ermordete die Gestapo Karfreitag 1945. Seit mehr als sechs Jahrzehnten hält der pensionierte Dortmunder Lehrer die Erinnerung daran wach.
Vor allem die Versöhnung und Verständigung mit Frankreich war und ist dem heute 80-Jährigen besonders wichtig. Zahlreiche Urkunden und Orden zeugen davon, dass ihm das gelungen ist - auch auf französischer Seite. Neben dem Bundesverdienstkreuz hängt der Orden "du Mérite National de la République Francaise".
Vom Schüler-Dolmetscher zum Stadtbeauftragten
1958 - im Jahr der Fertigstellung der Krypta - war Asshoff erstmals bei der Gedenkveranstaltung. Sein Französischlehrer hatte den damaligen Oberschüler mitgenommen - wegen seiner guten Sprachkenntnisse. "Das Thema war für mich ein Buch mit sieben Siegeln. Ich wusste gar nicht, was auf mich zukommt", sagt Asshoff.

Wolfgang Asshoff war schon bei der ersten Veranstaltung am Denkmal vor Ort
Tatsächlich war es der Auftakt einer jahrzehntelangen Beschäftigung mit der Recherche und Aufarbeitung der Bittermark-Gräuel. Schließlich wurde Asshoff offizieller Stadtbeauftragter für die Gedenkstätte.
Offizielle französische Gedenkstätte
Das Beton-Monument im Dortmunder Stadtforst ist für die Franzosen ein besonderer Ort. Sie beteiligten sich an der Finanzierung und weihten es 1960 als offizielle Gedenkstätte für alle umgekommenen französischen Arbeits- und Zwangsdeportierten ein. "In früheren Jahren kamen mehr als 200 Überlebende und Angehörige von Opfern in Bussen nach Dortmund", sagt Nicole Godard, die Vorsitzende des Zwangsdeportierten-Verbands. In diesem Jahr sind es gut ein Dutzend.
Es ist wichtig, das Band zur jungen Generation zu knüpfen, denn Rassismus ist auch heute alltäglich. Bei uns in Frankreich zum Beispiel gegen Menschen aus den Maghreb-Staaten. Nicole Godard, Verband der französischen Zwangs- und Arbeitsdeportierten
Gedenken und Anti-Kriegs-Demonstration
Auch Wolfgang Asshoff hat festgestellt, dass sich der Charakter des Gedenkens verändert hat - von einer Erinnerungsveranstaltung zu einer Anti-Kriegs-Kundgebung. "Ich habe die Sorge, dass es wieder Menschen gibt, die glauben, man können Kriege mit Atombomben oder den besseren Drohnen gewinnen", sagt Asshoff. Das würden auch gerade junge Menschen ausdrücken, die zum Karfreitagsgedenken kommen.
Opfer der Gestapo im Wald verscharrt
In den Ostertagen 1945 hatten die Alliierten bereits große Teile des Ruhrgebiets erobert. Der "Ruhrkessel" wurde geschlossen. Die deutschen Behörden hatten die Kontrolle längst verloren. Trotzdem waren noch immer viele Zwangsarbeiter, die sich gewehrt hatten, zusammen mit deutschen Oppositionellen in den Gefängnissen der Gestapo eingekerkert.

Das Denkmal erinnert an die fast 200 Menschen, die hier ermordet wurden
Statt sie jetzt freizulassen, wurden sie exekutiert. Allein in den Dortmunder Wäldern wurden in der Osterzeit rund 300 Personen umgebracht - verscharrt in Bombentrichtern im Rombergpark und der Bittermark.
Russischer Generalkonsul legt Kranz nieder
Für den 80. Jahrestag plant die Stadt Dortmund eine besondere Aktion: an jedem der 194, größtenteils anonymen Gräber steht eine Person und hält ein fotografiertes Erinnerungsstück, das mit den Verstorbenen im Zusammenhang steht.

Das Denkmal am Tag vor der Gedenkveranstaltung
Für Verstimmung sorgte ein Kranz des Generalkonsuls der Russischen Föderation, der ohne Ankündigung bereits am Vortag vor dem Mahnmal abgelegt worden war. Seit dem Ukraine-Krieg wird der Generalkonsul nicht mehr von der Stadt zur Gedenkfeier eingeladen.
Unserer Quellen:
- Reporter vor Ort
- Wolfgang Asshoff
- Nicole Godard, Verband der französischen Zwangs- und Arbeitsdeportierten
- Stadt Dortmund