"Tierschutz beginnt im Labor", schreibt Ophelia Nick, parlamentarische Staatssekretärin im Landwirtschaftsministerium. Hier sind gerade Forschende ausgezeichnet worden, die sich mit Tierversuchen beschäftigen. Genauer gesagt: Wie Tierversuche abgeschafft werden könnten.
Gewinner des "Tierschutzforschungspreis" ist Professor Hans Clevers, ein niederländischer Forscher, der mit Organoiden arbeitet. Das sind kleine Zellhaufen, die aus organischem Material gezüchtet werden und sich so verhalten sollen wie echte Organe. Damit können Forschende zum Beispiel Versuche an einem "Mini-Herz" oder einer "Mini-Leber" durchführen, ohne dafür Tiere zu verwenden.
Für Kosmetik verboten...
Die Zahl der Tierversuche in Deutschland sinkt seit Jahren. Auch in der Drogerie werben viele Hersteller damit, dass ihre Produkte "tierversuchsfrei" sind. Das ist eigentlich gar nicht notwendig, denn Tierversuche für Kosmetik sind in der EU schon lange verboten.
Es gibt allerdings einige Lücken in diesem Gesetz: Zum Beispiel Arbeitssicherheitsvorschriften, die dagegen stehen. Wenn eine Mitarbeiterin in einer Kosmetik-Firma viel mit einem Inhaltsstoff in Berührung kommt, muss der auf seine Sicherheit überprüft werden - und das dann eben oft doch mit einem Tierversuch.
...für Medizin Pflicht
Ganz eindeutig ist die Regelung in der Medizin: In Deutschland muss jedes neu zugelassene Medikament an Tieren getestet werden. Vorher dürfen gar keine Zulassungsstudien an Menschen durchgeführt werden. In den USA etwa sind Tierversuche für Medikamente seit zwei Jahren nicht mehr Pflicht - sofern die Sicherheit auch "alternativ" bewiesen werden kann.
Solche Alternativen könnten zum Beispiel die Organoide sein, mit denen der Niederländer Clevers arbeitet. Sie gelten schon lange als vielversprechender Ansatz, um Tierversuche zu reduzieren. Organoide können noch nicht einen kompletten Körper simulieren, mit allen Zusammenhängen - daran arbeiten die Forschenden gerade.
Mehr Anreiz durch mehr Freiheit?
Trotzdem ist die Mehrheit der deutschen Forschenden überzeugt, dass Tierversuche aktuell noch unverzichtbar sind. Das sagt auch regelmäßig die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG):
Im Tierversuch könne man noch immer Zusammenhänge verstehen und Gefahren erkennen, die im Alternativmodell noch verborgen bleiben. Zum Beispiel, weil Probleme an unerwarteten Stellen im Körper auftreten, die man nicht explizit untersucht hat.
Tierschützerinnen und Tierschützer argumentieren aber: Durch den gesetzlichen Zwang in der Medikamentenforschung gibt es auch wenig Motivation für Pharma-Unternehmen, in Deutschland in andere Technologien zu investieren. Ließe man mehr rechtlichen Spielraum, dass also Medikamente nicht zwangsläufig mit Tierversuchen getestet werden müssen, würde die Forschung zu Alternativen schneller vorangehen.
Über dieses Thema berichten wir am 23.04.2025 auch im Podcast "15 Minuten".
Unsere Quellen:
- Bundeslandwirtschaftsministerium
- WDR-Wissenschaftsredaktion Quarks
- Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG