Bis zu acht Prozent der Deutschen haben eine Autoimmunerkrankung. Dazu zählen etwa Rheuma, Diabetes Typ 1 und Multiple Sklerose. Eines haben alle gemein: Das Immunsystem wird angegriffen und der Körper ist zu schwach, um sich zu wehren. Die Erkrankten zählen als Risikopatienten und werden früher geimpft. Aber woher wissen Ärzte, dass sich diese Menschen bedenkenlos impfen lassen können?
Für das Format "Eure Fragen" hat sich TV-Moderatorin und Journalistin Catherine Vogel auf Recherchereise begeben und Menschen gefragt, die sich mit diesem Thema beschäftigen: unter anderem einen Immunologen und einen Experten aus der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie.
Menschen mit Vorerkrankungen in Impfstoff-Studien
Grundsätzlich spielten Menschen mit Vorerkrankungen auch schon bei der Entstehung der Corona-Impfstoffe eine Rolle. Etwa der Blick ins Zulassungspapier des Biontech-Impfstoffs zeigt: Fast die Hälfte der Studienteilnehmer hatte eine Vorerkrankung.
STIKO empfiehlt Impfung für Autoimmunerkrankte
Prof. Christof Specker ist Teil der Corona-Taskforce der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie. Er sagt: Die Überlegung, dass das Immunsystem nicht in Ordnung sei und die Impfung deshalb weniger wirke, sei falsch. Auch "wenn man Kortison in normalen Dosen einnimmt", werde der Impferfolg nicht eingeschränkt, so Specker.
Zudem verweist der Rheumatologe auf die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO): "Es gibt keine Bedenken, dass so eine Impfung eine Erkrankung auslöst, verschlimmert oder dass die Impfung durch die Erkrankung nicht wirkt."
Immunologe: Medikamente nicht eigenmächtig absetzen
Prof. Carsten Watzl ist Immunologe am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung in Dortmund und beschäftigt sich auch mit Corona-Impfstoffen und deren Auswirkungen auf das Immunsystem: "Immunsuppressiva können den Impferfolg schmälern oder weniger erfolgreich machen."
Denn "die Impfung selber basiert auf einer Immunreaktion, nur wenn die richtig abläuft, kann die Impfung erfolgreich sein", sagt er. Gleichzeitig sei es wichtig, keine Medikamente abzusetzen, weil Patienten sonst Probleme mit der Erkrankung bekommen könnten.
"Wenn man aber die Medikamente nicht regelmäßig nehmen muss, sondern in bestimmten Intervallen, dann bitte impfen, wenn man nicht gerade so viele immunregulierende Medikamente nimmt." Dann sei die Impfung wahrscheinlich erfolgreicher, so Watzl.