Schüler als "Scharia Polizei" in Neuss
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Schüler wollten Scharia-Regeln an Neusser Schule durchsetzen
Stand: 13.01.2024, 12:32 Uhr
Vier muslimische Schüler sollen die Einführung strenger, islamischer Regeln an der Schule gefordert haben - unter anderem die Geschlechtertrennung im Unterricht. Die Polizei ermittelt. Auch NRW-Innenminister Reul äußerte sich zu dem Vorfall.
Frauen sollen sich bedecken. Muslime sollen die Schule früher für das Freitagsgebet verlassen dürfen. Die Geschlechtertrennung soll im Schwimmunterricht auch für die Lehrkräfte gelten. Diese Forderungen sollen vier muslimische Schüler an der Gesamtschule Nordstadt in Neuss gestellt haben. Dabei sollen sie auch Druck auf Mitschüler ausgeübt haben, die in ihren Augen "schlechte Muslime" seien. Im Unterricht sollen die vier ausdrücklich geäußert haben, dass sie die Demokratie ablehnen. Und Frauen sollten sich bedecken, so wie es die Scharia vorschreibt.
Keine Straftaten
All das steht in einem Bericht der Polizei, den der WDR einsehen konnte und über den die Rheinische Post zuerst berichtet hat. Demnach gab es im vergangenen Jahr mehrere Vorfälle, im März und im Dezember. Die Schule hat sich danach an die Polizei gewandt, die aber zumindest bei den Vorfällen im März keine strafrechtliche Relevanz feststellen konnte. Was im Dezember passiert ist, dazu ermittelt die Staatsanwaltschaft noch. Es steht der Verdacht der Bedrohung und Nötigung im Raum.
Die Gesamtschule Nordstadt in Neuss
Laut dem Polizeibericht sind auch die Eltern der vier beschuldigten Schüler überprüft worden: "Staatsschutzrelevanz ist bei ihnen nicht erkennbar." Die Ermittler haben die Informationen auch ans Landeskriminalamt geschickt, mit der Bitte um Weiterleitung an das Innenministerium und den Verfassungsschutz. Die Schule wiederum hat die Vorfälle der Bezirksregierung gemeldet, die das zuständige Ministerium informieren soll. Demnach sind alle relevanten Behörden in Nordrhein-Westfalen über die Ereignisse an der Neusser Schule informiert.
NRW-Innenminister Reul: "Frühzeitig drum kümmern"
NRW-Innenminister Reul äußerte sich am Freitagnachmittag zu den Vorfällen an der Neusser Gesamtschule. Der Fall sei gravierend. Er rief Eltern, Lehrkräfte und Jugendbetreuer zu mehr Wachsamkeit gegenüber islamistischer Radikalisierung von Jugendlichen auf: "Wenn man merkt, da tut sich was: Frühzeitig drum kümmern."
Aussteiger-Programm ohne Erfolg
Die Schule selbst hat sich an das Präventions-Programm "Wegweiser" der Landesregierung gewandt. Es soll den Einstieg junger Menschen in den Islamismus verhindern. Mitarbeiter Menderes Candan aus Neuss betont die Bedeutung von islamistischen Influencern auf die Schülerinnen und Schüler. Sie vermittelten oft ein Schwarz-Weiß-Denken: "Wir als die Guten und die als die Bösen, die uns in der Gesellschaft nicht wollen und ausgrenzen. Es sind die einfachen Antworten, die gegeben werden", sagte er dem WDR.
"Wegweiser" strebt die frühzeitige Erkennung von Radikalisierung bei Jugendlichen an. 70 Prozent der Betroffenen seien minderjährig, kämen oft aus schwierigen Verhältnissen. Viele hätten auch selbst schon Diskriminierung erfahren, sagt Candan. Das Wegweiser-Programm habe im Fall der Neusser Schüler allerdings keinen Erfolg gehabt, heißt es in dem Polizeibericht.