Die Zeit vergeht sofort ein bisschen langsamer. Verziertes Porzellan, Kinderspielzeug, ein alter Sekretär, den jeder doch irgendwie damals bei Oma gesehen hat. Im Rheinladen auf dem Duisburger Wertstoffhof lässt es sich stundenlang stöbern.
Alle Artikel sind von Kundinnen und Kunden vom Recyclingzentrum Mitte in Hochfeld gespendet. Entweder direkt oder Mitarbeitende vom Recyclingzentrum schlagen ihnen vor der Entsorgung noch eine Spende vor.
Einer der Kunden ist zum Beispiel Jörg Kalinowski aus Oberhausen. Durch den Laden auf dem Recyclinghof ist seine Schallplattensammlung ziemlich gewachsen. Und heute hat hier direkt wieder was entdeckt. "Die müsste von 1968 sein – vielleicht noch etwas eher." Der Disneyfan hält freudig eine Platte von Winnie Puuh mit handgezeichnetem Cover in den Händen. "Ich schaue in jedem Second-Hand-Shop rein, an dem ich vorbeikomme, aber hier bin ich mittlerweile regelmäßig."
Schätze bekommen neues Zuhause
Nicht nur Plattensammler werden hier fündig, sondern Sammler aller Art. Denn hier gibt es buchstäblich alles. "Wenn Leute vor allem die Wohnungen ihrer Eltern oder Großeltern ausräumen, finden sie Dinge, die einfach viel zu schade sind, um sie wegzuschmeißen." Die nehmen Simone Fenners und ihr Team dann begeistert an. Spielzeug, Deko, Möbelstücke, sogar ganze Küchenzeilen. Nur Matratzen und Kleidung lehnen sie noch ab.
"Hier werden nicht wahllos Sachen weggeschmissen," bekräftigt die Betriebsleiterin vom Rheinladen. Alle Artikel sind in einem guten oder sehr guten Zustand. Seit der Eröffnung des Recyclingzentrums Mitte im November 2024 wird der Shop immer öfter besucht. Eine gestickte Version vom "Mann mit dem Goldhelm" aus den Kreisen Rembrandts will hier zum Beispiel für einen Fünfer ein neues Zuhause finden.
Gegen die Wegwerfkultur: Wertschätzung für Gebrauchtes steigt
Das Ziel: Aussortiertem eine zweite Chance geben. "Für den einen hat die alte Wanddeko, die gut und gerne aus Kolumbien stammen könnte, keinen Wert mehr – ein anderer findet sie im Laden und kann sein Glück kaum fassen, weil er sowas schon ewig gesucht hat," erzählt Simone Fenners.
Der Laden soll auch der Wegwerfkultur entgegenwirken. "Ich habe schon das Gefühl, dass viele Kundinnen und Kunden die Dinge hier wertschätzen – sowohl ihren emotionalen als auch handwerklichen Wert." Demnächst soll es im Rheinladen auch eine Upcycling-Ecke geben, in der die Leute auch selbst alte Schätze aufhübschen können.
Quellen:
- Betriebsleitung Rheinladen
- Reporterin vor Ort
- Kundinnen und Kunden