In Essen sind seit dem Vormittag mehrere Hundertschaften der Polizei im Einsatz. Der Grund: Eine Demo von Rechtsradikalen in der Innenstadt, eine Gegendemo dazu und ein Hochrisikospiel bei Rot-Weiss Essen in der dritten Liga finden fast gleichzeitig statt.
Tausende wollen gegen Neonazi-Demo protestieren
Die Gruppen strikt voneinander trennen - das war die Hauptaufgabe mehrerer Hundertschaften der Polizei rund um den Essener Hauptbahnhof am Mittag. Anhänger der rechtsradikalen Gruppierung "Jung und Stark" (JS NRW) auf der einen Seite des Bahnhofs, Gegendemonstranten auf der anderen.
Die Anhänger von JS, von der Polizei massiv abgeschirmt und teilweise maskiert, hatten unter dem Motto "Für mehr deutschen Wohnraum – sofortige Remigration" zu einem Marsch durch die Innenstadt aufgerufen. Sie waren mit 80 bis hundert Teilnehmern die deutlich kleinere Gruppe.
Mit einer vierstelligen Zahl an Teilnehmern deutlich größer: Die Gegendemo unter dem Motto "Naziaufmarsch in Essen? Nicht mit uns!". Gleich mehrere Bündnisse, unter anderem das von "Essen stellt sich quer", hatten dazu aufgerufen.
Straßensperren und Konfrontationen
Beide Gruppen liefen voneinander abgeschirmt und auch etwas zeitlich versetzt durch die Essener Innenstadt. Dabei setzte die Polizei auch Straßensperren ein. An Punkten, wo beide Gruppen miteinander Sichtkontakt hatten, kam es zu lauten "Buh"- oder "Nazis raus"-Rufen. Es blieb aber friedlich.
Dass die Gruppen jedoch so stark auseinandergehalten wurden, wurde von einzelnen Teilnehmern der Gegendemo kritisiert. Anderen von ihnen schauderte es dagegen: "Ich habe noch nie so viele Nazis auf einmal hier in Essen gesehen", so ein junger Protestierender.
Am Ende ihrer Märsche veranstalteten beide Gruppen separat eine Kundgebung. Auch hier kam es zu keinen weiteren Zwischenfällen.
Brisanz auch bei Drittligaspiel
Würden diese beiden Veranstaltungen allein nicht schon genug Herausforderungen mit sich bringen, muss die Polizei fast zeitgleich auch noch beim Drittligaspiel von Rot-Weiss Essen gegen Dynamo Dresden massive Präsenz zeigen. Das wird um 14 Uhr angepfiffen und wird als "Hochrisikospiel" eingeschätzt.
Denn sowohl auf Seiten von Gastgeber RWE und Gast Dresden gibt es gewaltbereite Hooligans. Zuletzt waren Dynamo-Anhänger auswärts durch massive Pyro-Randale und Ausschreitungen in den Stadien negativ aufgefallen. Bislang blieb es aber auch hier weitgehend friedlich, so eine Polizeisprecherin.
Rechtsradikale Gruppe mobilisiert junge Leute
Die Gruppierung "JS" wird in Bayern und Mecklenburg-Vorpommern vom Verfassungsschutz beobachtet. Ihr werden von Experten verfassungsfeindliche Bestrebungen nachgesagt. Die Gruppierung will auch in NRW ihre Anhängerschaft vergrößern und ruft vor allem über die Sozialen Medien dazu auf, sich ihr anzuschließen.
Experten weisen auf den schellen Anstieg der Followerschaft bei jungen Gruppierungen wie JS hin. Sie würden sowohl kurz- als auch langfristig das Potential für Gewalt bergen, heißt es in einer Analyse des von mehreren Extremismusforschenden unterstützten gemeinnützigen Center für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS) in Berlin.
"Die Gruppe scheint Jugendliche und junge Erwachsene online zu rekrutieren und nutzt WhatsApp-Gruppen, in denen sich die Mitglieder der regionalen Gruppen koordinieren", so CeMAS. Diese regionalen Gruppen gebe es inzwischen in ganz Deutschland, auch in NRW.
Unsere Quellen:
- Polizei Essen
- Bündnis "Essen stellt sich quer"
- Center für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS)
Rechte Demo, Gegendemo, Hochrisikospiel: Polizei-Großeinsatz. WDR Studios NRW. 14.03.2025. 00:42 Min.. Verfügbar bis 14.03.2027. WDR Online.