Es sind nur Unterschriften auf Papier, doch in der Realität könnten diese viel bewirken: In Dortmund sollen sich alle Menschen sicher fühlen. Dieses Ziel verfolgt die Dortmunder Polizei. Deshalb hat sie mit Gruppen und Vereinen von Menschen mit Migrationshintergrund eine Kooperation beschlossen: Enge Zusammenarbeit, mehr Verständnis für einander, Perspektivwechsel und mehr Dialog.
Hintergrund ist der Tod von Mouhamed Dramé, der am 8. August 2022 in der Dortmunder Nordstadt bei einem Polizeieinsatz erschossen wurde. Damals wurde klar, dass die Polizei in Teilen der Bevölkerung wenig Vertrauen genießt. Das will sie zurückgewinnen.
Dialog nach tödlichem Polizeieinsatz
Doch warum ist das überhaupt nötig? Ein Kurzer Rückblick: Am 8. August 2022 eskalierte ein Polizeieinsatz in der Dortmunder Nordstadt. Am Ende wurde der 16-jährige Mouhamed Dramé durch Kugeln aus einer Maschinenpistole der Polizei getötet. Aktuell läuft vor dem Dortmunder Landgericht ein Verfahren gegen mehrere Polizistinnen und Polizisten, die an dem Einsatz beteiligt waren.
Der tödliche Einsatz sei eine Zäsur gewesen, erklärt Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange. In der Folge gab es viel Kritik an der Polizei und es wurde auch deutlich, dass die Polizei nicht bei allen Dortmundern ein hohes Vertrauen genießt. Nur wenige Wochen nach dem Einsatz versuchte die Polizei den Dialog mit vielen migrantisch geprägten Organisationen zu stärken. "Wir möchten, dass die Menschen uns vertrauen", so Lange. Damit seien nicht nur die Menschen in den "besseren Vororten“ gemeint, betont der Polizeipräsident.
Unterschiedliche Perspektiven an einen Tisch bringen
Und der Dialog mit den vielen Organisationen habe Früchte getragen, so Lange. Es sei dabei sehr viel Konstruktives rausgekommen. Man habe es geschafft sich an einen Tisch zu setzen. Die Kooperationsvereinbarung soll das bestärken. "Wir haben aus einem schlimmen Thema etwas machen können, was für die Zukunft Hoffnung bringt", bilanziert der Polizeipräsident.
Fatma Karacakurtoglu von Train of Hope, einer Organisation, die sich für Geflüchtete und Migranten einsetzt, hat die Vereinbarung ebenfalls unterzeichnet. "Wir sind gerne mit dabei, um die Möglichkeit zu schaffen, das Vertrauen in die Polizei zurückzugewinnen. Aber auch, um die Polizei für migrantische Belange zu öffnen", erklärt Karacakurtoglu. Es gehe auch darum, zu verstehen, was das jeweilige Gegenüber bewege oder welchen Vorschriften die Polizei unterworfen ist.
Kooperationsvereinbarung als Meilenstein
"Es ist ein Riesenschritt, dass so viele Vereine und Gruppen überhaupt zusammengekommen sind“, Levent Arslan vom Dietrich-Keuning-Haus. Hier wurde nicht nur die Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Das Keuning-Haus ist auch immer wieder Gastgeber für die verschiedensten Dialog- und Talkrunden, aber auch Kulturveranstaltungen.
"Die Vereinbarung ist ein Meilenstein dafür, dass mehr Vertrauen auf beiden Seiten entsteht", so Arslan. Und das obwohl es vielfach auch schwierig gewesen sei, die ganz unterschiedlichen Erwartungen und Perspektiven zusammen zu bringen. Dazu benötige es auch eine "positive Streitkultur", erklärt Arslan. "Es ist nie einfach Konflikte anzugehen, dafür braucht es positive Ausgangssituation. Und die war von Anfang an da."
Unsere Quellen:
- Reporter vor Ort