Der Löffel streicht durch die Margarine. Eine ordentliche Portion hebt Bärbel Kahlke aus der Verpackung. Rein in die Pfanne. Die Wurst in das zerlaufene Fett und schon fängt es an zu brutzeln in der Küche von "Manus Treff" in Duisburg. Mal wieder eine Currywurst-Bestellung. Die hat Tochter Manuela vorne entgegengenommen.
Rund 40 Mal pro Tag passiert das. "Mal sind es mehr, mal sind es weniger Bestellungen. Je nachdem, wie viel hier so los ist", erklärt Manuela, die Inhaberin des Familienbetriebs. Rund um ihren kleinen Laden im Duisburger Logport sind viele Firmen angesiedelt. Lkw fahren minütlich durch den Kreisel nahe ihrer Pommes- und Currywurst-Bude.
Currysauce ist ein Geheimrezept
In der Küche hat sich mittlerweile dichter Dampf gesammelt. Mama Bärbel brät die Currywürste immer frisch an. Dann wird sie geschnitten, Currysauce oben drauf. Pulver und für die meisten Kunden gibt es goldgelbe Pommes dazu. "Aber wie die Sauce hergestellt wird, verrate ich nicht. Das ist unser Betriebsgeheimnis." Bärbel lacht. So viel kann sie verraten: Zwei Saucen werden gemixt und weiter verfeinert und gewürzt. Womit? Streng geheim!
So handhaben es viele Buden im Ruhrgebiet. Jeder Imbiss hat sein eigenes Rezept, bis auf die, die Industriesauce benutzen. Aber auf die Currywurst sind die Menschen im Ruhrgebiet stolz. Das sagt Historikerin Uta C. Schmidt, die zur Essenskultur im Ruhrgebiet geforscht hat: "Jeder Ruhrgebietler wird sagen, dass es in seiner Stadt die leckerste Currywurst gibt. Darauf sind die Menschen stolz. Die Bochumer essen bei Dönninghaus oder an der Castroper Straße. Aber einem Dortmunder würde nie einfallen, dorthin zu fahren, um eine Currywurst zu essen."
Ruhrgebiet und Currywurst: Ein popkulturelles Phänomen
Ruhrgebiet und Currywurst, das ist eine Liebesgeschichte, die seit einem halben Jahrhundert an Fahrt aufgenommen hat. Denn: "Currywurst ist im Ruhrgebiet ein popkulturelles Phänomen. Früher aß man Frikadellen. Die Currywurst wurde erst durch den Duisburger Tatort-Kommissar Horst Schminski geprägt. Anschließend kam dann natürlich der Hit von Herbert Grönemeyer, der die Currywurst besungen hat", so Schmidt.
Das war in den 1980er Jahren. Eine Zeit, die für das Ruhrgebiet und die Menschen keine einfache war. Durch die Stahlkrise wurden reihenweise Arbeiter entlassen. Viele, die eine Provision bekamen, eröffneten daraufhin Imbisse - der Hype der Currywurst wuchs und wuchs. "Für solche Buden brauchte man damals deutlich weniger Zertifikate oder Meisterbriefe als für einen Restaurant-Betrieb", erklärt Schmidt die Zusammenhänge.
Höchste Currywurst-Buden-Dichte in Duisburg
Laut einem Ranking von "Spielebank.com.de" gibt es in Duisburg die größte Currywurst-Buden-Dichte: 12,5 Buden pro 100.000 Einwohner. Nach Angaben von Uta C. Schmidt wird es aber weniger. Heutzutage hätten sich viele Buden auf Döner spezialisiert. Die Currywurst bleibt aber auf der Karte. So auch in Manus Treff - hier ist und bleibt die Currywurst das Lieblingsgericht der Gäste: "Es ist einfach die Mischung, die die Currywurst speziell macht. Vor allem hier im Ruhrgebiet. Es ist fruchtig, ein bisschen pikant und dazu die Pommes. Besser geht’s nicht", sagt Stammkunde Christian Behrend.
Er arbeitet in der Nähe und kommt seit zehn Jahren in den Imbiss. Manuela kennt ihn schon lange. "Heute mal nicht anschreiben lassen?" Sie lacht über das gesamte Gesicht, während Christian nach seinem Geld und einem guten Konter sucht: "Darfst dir sogar 50 Cent extra einstecken." Beide lachen. Auf dem leeren Teller sind nur noch kleine rote Flecken, die an die Currywurst erinnern. Christian stellt den Teller auf einen Wagen neben der Küche und verabschiedet sich: "Bis zum nächsten Mal!"
Quelle:
- WDR-Reporter vor Ort
- Nordrhein-Westfälische Bibliographie
- Spielbank.com.de
Über dieses Thema berichtet der WDR am 06.11.2024 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit aus Duisburg.