Die Gewalt gegen Frauen in Statistiken festzuhalten, ist keine leichte Aufgabe. Zum einen, weil die Schicksale der Frauen unmöglich in Zahlen abgebildet werden können. Zum anderen, weil enorme Angst und Scham viele Frauen daran hindern, offen über ihre Betroffenheit sprechen zu können. Wenn Frauen sich jedoch trauen, nach Hilfe zu fragen, sei das noch keine Garantie für Hilfe, sagte Homa Moradi, eine Mitarbeiterin der autonomen Frauenhäuser Köln, dem WDR.
Zu wenig Plätze für ein neues Zuhause
Ein großes Problem sei die viel zu geringe Anzahl an Plätzen in Frauenhäusern, sagt Homa Moradi. Seit 25 Jahren arbeitet sie in einem der beiden autonomen Frauenhäuser in Köln, die vom Verein "Frauen helfen Frauen" getragen werden. Die beiden Frauenhäuser haben gemeinsam Kapazität für die Betreuung von 25 Frauen.
Das sei zu wenig, sagt Homa Moradi, denn die Plätze sind durchgehend belegt. In ganz NRW gibt es derzeit insgesamt 680 Schutzplätze für betroffene Frauen, so das Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration. Gleichzeitig gesteht das Ministerium gegenüber dem WDR aber ein, dass es Schutzlücken gibt.
Schwachstellen im Schutz- und Hilfssystem
Obwohl sich die Anzahl von Akut-Schutzplätzen in den vergangenen Jahren gestiegen ist - im Jahr 2017 waren es noch 571 Schutzplätze - fehlen immer noch Möglichkeiten für Frauen und ihre Kinder, schnell Hilfe zu erfahren.
Die vom Land geförderte Website "Frauen-Info-Netz" soll helfen, die tagesaktuelle Auslastung der Frauenhäuser zu überblicken. Häufig sind fast alle farbigen Symbole auf der Karte rot und die Plätze belegt. Homa Moradi beschreibt, dass auch die Finanzierung der Unterbringung eine Hürde sei - denn häufig bekommen die Frauen keine finanzielle Unterstützung, um das neue Zuhause zu bezahlen. Viele Frauen hängen außerdem lange Zeit in den Frauenhäusern fest, da sie keine Anschlusswohnung finden. Bezahlbarer Wohnraum sei ein wichtiger Schlüssel.
Aktionstag gegen Gewalt an Frauen
Auf alle diese Probleme wird heute mit dem Aktionstag "One Billion Rising" hingewiesen. Auf der ganzen Welt machen sich Millionen Menschen gegen die Gewalt an Frauen stark, mit Flashmob-Aktionen und Reden wird auf die anhaltende Verschärfung der Gewalt in Form von Vergewaltigung, Diskriminierung, Missbrauch und Kontrolle aufmerksam gemacht.
Homa Moradi wünscht sich, dass das Frauenhaus, in dem sie arbeitet, irgendwann überflüssig wird und die Frauen ohne Gewalt in ihrem Zuhause leben können.
Hinweis für Betroffene
Hilfe und Unterstützung finden Frauen in Not jederzeit beim Hilfetelefon unter 08000 116 016 und im Chat unter www.hilfetelefon.de.
Unsere Quellen:
- Landeskriminalamt NRW, Kriminalitätsstatistik
- Homa Moradi, Mitarbeiterin autonome Frauenhäuser Köln