In einer Nacht im Februar erschien am Himmel über Deutschland ein sonderbarer Lichtschweif: Teile einer SpaceX-Rakete traten unkontrolliert in die Erdatmosphäre ein. Das meiste davon verglühte. In Polen stürzten Bruchstücke aber auch auf die Erde.
Das Thema "Weltraummüll" ist uns damit, im wahrsten Sinne des Wortes, ganz nah. Im Weltall selbst ist Weltraumschrott längst ein reales Problem - und ein rasant wachsendes. "Alles im Orbit ist mit sehr hoher Geschwindigkeit unterwegs, 25.000 km/h. Wenn da zwei Teile zusammenstoßen, ist das eine Katastrophe. Es entstehen viele Trümmer. Und wenn dabei eins ein noch aktiver, teurer Satellit ist, dann geht er verloren." So erklärt es Holger Krag, Leiter des Programms für Weltraumsicherheit bei der Europäischen Weltraumorganisation ESA.
Weltraumschrott bedroht kritische Infrastrukturen auf der Erde

Im Plenarsaal des heutigen World Conference Centers in Bonn kamen die Teilnehmenden zum Konferenz-Auftakt zusammen.
Seit 1993 veranstaltet die ESA alle vier Jahre eine Konferenz über Weltraumschrott. Diesmal im World Conference Center in Bonn. Rund 500 Teilnehmende aus ganz Europa sind gekommen. Die Dringlichkeit wird in vielen Beiträgen deutlich.
Der Weltraummüll ist wie eine Lawine, der multipliziert sich. Und wenn man eine Lawine stoppen will, dann macht man das am besten so früh wie möglich. Rolf Densing, ESA-Direktor für Missionsbetrieb
Große Teile unserer Infrastruktur auf der Erde hängen von Satelliten ab: Navigation, Telekommunikation, Wetter- und Klimadaten. Der Orbit wird immer intensiver genutzt. Heißt: immer mehr Material, immer mehr Kollisionen, immer mehr Schrott.
Es braucht Regularien und technologischen Fortschritt
Die ESA schätzt, dass aktuell 1,1 Millionen Trümmerteile mit einer Größe von mehr als 1cm im erdnahen Weltraum unterwegs sind. Modelle zeigen einen exponentiellen Anstieg in den kommenden Jahren.
Der Chef der Deutschen Weltraumagentur, Walther Pelzer, pocht auf international verpflichtende Vorschriften. Wer Satelliten ins All bringe, müsse auch dafür sorgen, dass sie nach der Nutzung wieder "de-orbitted" werden, also zurückgeholt. Laut Holger Karg von der ESA fehlen hierfür bislang aber auch passende Technologien.
"Wenn ein Auto ausfällt, dann bringt man es zur Werkstatt - wenn ein Satellit ausfällt, bleibt der seinem Schicksal überlassen. Und da kann alles mögliche mit dem passieren." Holger Krag, Leiter des ESA-Programms für Weltraumsicherheit
Etwa 200 Tonnen Material kommen jedes Jahr zurück in die Erdatmosphäre. Rund ein Drittel davon verglüht nicht, sondern fällt auf die Erde, so Karg - so wie zuletzt in Polen.
Auf der Konferenz in Bonn wollen sich die Akteure vernetzen und austauschen. Rund 200 Lösungsansätze werden diskutiert und in einer Begleitausstellung präsentiert.
Unsere Quellen:
- Europäische Weltraumorganisation ESA
- Deutsche Raumfahrtagentur im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt