Blitzlichtgewitter, viele interessierte Zuschauer und zig Kamerateams: Der Gerichtstermin um die Hundesteuer-Posse von Hilden sorgte für ordentlichen Wirbel im Düsseldorfer Verwaltungsgericht. Am Ende stand ein Vergleich: Die Hundesteuer für den hundelosen Antiquitätenhändler ist vom Tisch. Der Mann muss die von der Stadt geforderten 1.400 Euro nicht zahlen. Und die Stadt muss für die Gerichtskosten aufkommen - das sind allerdings nur 78 Euro. Die Anwaltskosten in Höhe von einigen hundert Euro werden geteilt.
Vermeintlicher Hundebesitzer ist froh, dass die Posse vorbei ist
Dem vermeintlichen Hundebesitzer Marianus Krall war deutlich anzumerken, dass ihm die drei Jahre, die die Posse nun schon dauert, ziemlich zugesetzt haben. Deshalb war er froh, dass es nun vorbei ist. Dem WDR sagte Krall: "Ich habe jetzt einfach den Sack zugemacht und bin zufrieden, dass mal Ruhe reinkommt. Ich will mein normales Leben als Antiquitätenhändler in Hilden weiterführen."
Der Fall hatte bereits vor drei Jahren bundesweit Schlagzeilen gemacht. Sogar Satiresendungen im Fernsehen hatten sich genüsslich darauf gestürzt.
Mann glaubte an Missverständnis
Rückblick: Anfang Januar 2022 bekommt der Händler aus Hilden Post von der Stadt. Darin wird er aufgefordert, rückwirkend für die Jahre 2018 bis 2021 Steuern für seine beiden Hunde zu bezahlen. Und zwar gut 1.100 Euro.
Der Mann staunt nicht schlecht über den Brief, denn er habe überhaupt keine Hunde, beteuert er damals. Und er glaubt, dass es sich um ein Missverständnis handelt. Um das aufzuklären, schreibt der Händler einen freundlichen Brief an die Stadt Hilden und legt Widerspruch ein. Aber ohne Erfolg, denn danach wird Krall noch mehrfach von der Stadt angeschrieben.
Zum Sachverhalt äußert sich der Mann aber nicht mehr. Deshalb bekommt er Ende Januar 2022 schließlich einen so genannten "Schätzbescheid". Das Verwaltungsgericht Düsseldorf schreibt in der Ankündigung zur Verhandlung: "Die Stadt ist der Ansicht, der Kläger habe bei der Ermittlung der erforderlichen Angaben nicht mitgewirkt, sodass die Steuer habe geschätzt werden müssen."
Städtische Mitarbeiterin soll Facebook-Posts durchleuchtet haben
Die Stadt begründete ihre Vorgehensweise in Sachen Hundesteuer übrigens so: Eine Mitarbeiterin habe Fotos von den Hunden im Facebook-Profil des Mannes entdeckt. Krall beteuert aber, dass es sich dabei um die Hunde seiner Tochter handele. Er will der Stadt sogar eine Liste mit allen Hunden und deren Besitzern geschickt haben, die er je gepostet hat.
Jetzt will der Antiquitätenhändler Hildener Bürgermeister werden
Marianus Krall hat der ganze Wirbel um seine nicht vorhandenen Hunde so angestachelt, dass er jetzt Bürgermeister von Hilden werden will: Für die Kommunalwahl im September will er als parteiloser Kandidat antreten. Wobei die Hundesteuer-Posse nicht der Hauptgrund für die Kandidatur ist. Er habe schon so viele Dinge der Stadt Hilden gegenüber kritisiert, aber nie eine Antwort darauf erhalten, sagte er am Rande des Gerichtstermins. Es scheint also, als wenn man sich den Namen Marianus Krall merken müsste.
Unsere Quellen:
- Verwaltungsgericht Düsseldorf
- WDR-Reporter vor Ort
- Stadt Hilden
- Marianus Krall, Antiquitätenhändler aus Hilden
Keine Hunde, keine Steuer: Hilden scheitert mit Facebook-Beweis. 00:41 Min.. Verfügbar bis 28.03.2027.