Ein Leben mit Demenz bedeutet viel Arbeit. Nicht nur für die Familie und Angehörige, wenn Hans-Walter Ahr wieder einmal vergessen hat, wo er sein Gebiss hingelegt hat. Um Unterstützung vom Kreis zu bekommen, muss er außerdem viele Formulare ausfüllen.
"Wir wollten einen Schwerbehindertenausweis für Herrn Ahr beantragen“, sagt sein Sozialarbeiter Nathanael Wedler: "Einfach damit sein Alltag mit mehr Angeboten und Freiheiten ein bisschen besser wird.“ Dieser Antrag sei aber "viel Papierarbeit“ – allein hätte Ahr das wohl nie geschafft. Deshalb hat er Hilfe in der Sozialberatung gesucht.
"De facto eine Kürzung"
Deren Arbeit könnte aber in Zukunft nicht mehr so möglich sein. Denn laut dem aktuellen Entwurf für den künftigen Haushalt möchte der Rhein-Sieg-Kreis die Mittel für die Sozialarbeit nicht erhöhen.
Vor allem, weil laut der Sozialverbände schon jetzt rund 60.000 Euro im Jahr fehlen, um die Sozialberatung ohne eigene Zuschüsse zu gewährleisten. Diese würden bisher aus eigenen Mitteln der Wohlfahrtsverbände überbrückt.
Eineinhalb Beratungsstellen für 610.000 Einwohner
Steige die Unterstützung des Kreises nicht, müsse die Sozialberatung zurückgefahren werden – die Wartezeiten würden massiv steigen.
Bisher finanziere der Rhein-Sieg Kreis 1,5 Beratungsstellen für die Sozialberatung seiner rund 610.000 Einwohner. "Zum Vergleich: Allein in Bad Godesberg in Bonn sind es zwei Stellen für rund 76.000 Einwohner“, so König: "Da sehen wir schon eine eklatante Lücke.“
Der Rhein-Sieg-Kreis verweist auf Anfrage auf die politischen Beratungen, die zum Haushalt noch folgen. Bisher sei es eben nur ein Entwurf: "Zu einer Förderung für die Jahr 2025/2026 können wir noch keine Stellungnahme abgeben, da wir die politischen Haushaltsberatungen abwarten müssen."
Um die Sozialberatung in seiner bisherigen Form auch in Zukunft weiterzuführen, müsse der Kreis rund 200.000 Euro im Jahr aufwenden, statt wie bisher geplant rund 115.000 Euro.
Eine auskömmliche Beratung sei aber auch das nicht, so Kaspari von der AWO. Um ein ähnliches Angebot wie in Bonn zu stemmen, seien sicherlich zehn bis 15 finanzierte Stellen nötig – und dementsprechend mehr Haushaltsmittel.
Unsere Quellen
- Reporter vor Ort
- Wohlfahrtsverbände
- Rhein-Sieg-Kreis