Prozess um Missbrauch auf Krefelder Grundschultoiletten hat begonnen Nachrichten aus Düsseldorf 25.04.2025 00:26 Min. Verfügbar bis 25.04.2027

Prozess um Missbrauch auf Krefelder Grundschultoiletten hat begonnen

Stand: 25.04.2025, 17:33 Uhr

Der Strafprozess um sexuellen Missbrauch an Krefelder Grundschulen hat am Freitag begonnen.

Von Martin Höke

Schultoiletten der Willy-Brandt-Schule | Bildquelle: IMAGO/funke foto services

Vor fast sechs Monaten sorgten mehrere Fälle des sexuellen Missbrauchs auf den Toiletten von zwei Grundschulen in Krefeld für helle Aufregung. Der mutmaßliche Täter wurde kurz darauf gefasst. Am Mittag hat der Strafprozess vor dem Landgericht Krefeld begonnen.

Angeklagter vorbestraft – aber nicht wegen Kindesmissbrauchs

Angeklagt ist ein 26-jähriger Mann aus Krefeld. Er hatte nach Auskunft einer Gerichtssprecherin zum Zeitpunkt der Festnahme keinen festen Wohnsitz und ist mehrfach vorbestraft. Allerdings nicht wegen ähnlicher Taten, heißt es. Der Angeklagte ist insgesamt acht Mal im Bundeszentralregister erfasst, darunter eine Haftstrafe von acht Monaten.

Dem 26-Jährigen wird im aktuellen Verfahren schwerer sexueller Missbrauch von Kindern in vier Fällen vorgeworfen, wobei es in zwei Fällen beim Versuch geblieben sein soll.

Angeklagter will nichts sagen und sich nicht untersuchen lassen

Zum Auftakt wollte der Angeklagte auf Nachfrage der vorsitzenden Richterin weder Angaben zu seinem persönlichen Werdegang noch zu den Vorwürfen der Anklage machen. "Nein, ich will nicht", sagte der mutmaßliche Täter.

Da der sich 26-jährige weder im Vorfeld von einem psychiatrischen Gutachter untersuchen lassen wollte und noch jetzt will,  soll er auf Anordnung des Gerichts zur stationären Beobachtung in eine Einrichtung eingewiesen werden. Sein Verteidiger stimmte dagegen und betonte: "Mein Mandant will sich nicht untersuchen lassen."

Kinder auf Grundschultoiletten in Linn und Uerdingen bedrängt

Prozessbeginn am Krefelder Landgericht | Bildquelle: Martin Höke

Laut Anklage, soll der junge Mann am 20. November 2024 in den Krefelder Stadtteilen Linn und Uerdingen "an zwei Grundschulen in drei Fällen auf der Schultoilette sexuelle Handlungen an Jungen im Alter zwischen sechs und neun8 Jahren vorgenommen haben.“ Außerdem soll der Angeklagte am 5. November, also zwei Wochen zuvor, auf einem Spielplatz in Krefeld versucht haben, an einem Jungen eine sexuelle Handlung vorzunehmen.

Keine körperliche Gewalt

Zur Anwendung von körperlicher Gewalt soll es in allen Fällen nicht gekommen sein, erläuterte die Sprecherin. Wie die Staatsanwaltschaft damals mitteilte, kam es in dem Fall nicht zur Tatvollendung, "weil das Kind schreiend davonlief.“

Eine Grundschullehrerin schilderte vor Gericht, wie verstört einer ihrer Schüler vom Toilettenbesuch nach etwa fünf Minuten zurückkehrte und ihr erzählte, was dort passiert war. Der Schilderung des Jungen zufolge hatte ihn ein unbekannter Mann angesprochen und ihn gefragt, ob er seine Schuhe und Strümpfe ausziehen dürfe. Daraufhin, so der Junge, sei er weggerannt.

In einem anderen Fall soll es dem Angeklagten gelungen sein, einen Jungen in eine Toilettenkabine zu drängen und ihn zu entkleiden.

Angeklagter vermindert schuldfähig – warum ist unklar

Laut Anklage war der 26-Jährige zum Zeitpunkt der Taten nur vermindert schuldfähig. Angaben dazu, was das konkret heißt, werden mit Hinweis auf das Persönlichkeitsrecht weder von der zuständigen Krefelder Staatsanwaltschaft noch vom Gericht gemacht. Auch der Verteidiger des 26-Jährigen äußerte sich nicht.

Sicherheit an Krefelder Grundschulen wurde verbessert | Bildquelle: WDR

Eine Gerichtssprecherin bestätigt nur, dass zur Frage der Schuldfähigkeit des Angeklagten mehrere Gutachter und Sachverständige neben weiteren Zeugen bereits für den ersten Verhandlungstag geladen sind.

Prozess zum Schutz der Opfer zum Teil nicht öffentlich

Wie üblich wird zum Schutz der minderjährigen Opfer teilweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt – Zuschauer und Presse müssen dann den Saal verlassen. Für den Strafprozess sind bis zum 4. Juni insgesamt vier Verhandlungstage angesetzt.

Krefeld hat auf Vorfälle reagiert

Die Aufsichten durch Lehrer wurden verstärkt und Kinder sollen nur noch zu zweit auf die Toilette gehen. Nach Sicherheitsüberprüfungen wurden Klinken gegen Türknäufe getauscht, die Zugänge zu den Schulen reduziert und sind zu sensiblen Zeiten nur noch über ein Eingangstor möglich. Zudem sollen Klingelanlagen installiert werden und an der Sankt Michael-Schule wird ein Chip-gesteuerter Toilettenzugang getestet.

Nach sexueller Gewalt an Krefelder Schulen – Prozess gegen 26-jä WDR Studios NRW 25.04.2025 00:41 Min. Verfügbar bis 25.04.2027 WDR Online

Unsere Quellen:

  • Polizei Krefeld
  • Staatsanwaltschaft Krefeld
  • Landgericht Krefeld
  • Verteidiger des Angeklagten
  • Stadt Krefeld