Aufregung um Palästinenser-Trikot in Remscheider Schule   Lokalzeit Bergisches Land 25.09.2024 02:39 Min. Verfügbar bis 24.09.2026 WDR

Aufregung um Palästinenser-Trikot in Remscheider Schule  

Stand: 25.09.2024, 11:58 Uhr

An einer Remscheider Realschule ermittelt der Staatsschutz. Ein Streit um das Tragen eines palästinensischen Fußballtrikots hat einen Shitstorm auf die Schule ausgelöst.

Von Gaby van den Boom

Die Aufregung in der Albert-Schweizer-Realschule ist groß: Hier war in der vergangenen Woche ein Zehnjähriger im palästinensischen Fußballtrikot zum Unterricht erschienen, obwohl der Dresscode der Schule weder Trikots noch Kleidung mit politischen Symbolen zulässt. Er musste es ausziehen.

Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Lehrer

Die Eltern des Schülers haben inzwischen einen Anwalt eingeschaltet. Yalcin Tekinoglu hat eine Dienstaufsichtsbeschwerde eingereicht. Der Lehrer soll laut Anwalt den Zehnjährigen auf unverhältnismäßige Weise beschimpft und gezwungen haben, das T-Shirt auszuziehen. Das hätten auch andere Schüler bestätigt.

Wegen des laufenden Verfahrens darf sich die Schule nicht äußern. Die Bezirksregierung Düsseldorf prüft den Sachverhalt. Das äußere Erscheinungsbild einer Schülerin oder eines Schülers ist grundsätzlich eine persönliche Angelegenheit, die durch die Grundrechte auf freie Entfaltung der Persönlichkeit sowie das elterliche Erziehungsrecht geschützt wird, so eine Sprecherin der Bezirksregierung. Ausnahmen gebe es, wenn der Schulfrieden gefährdet sei. Das gelte es abzuwägen.

 Social Media gerät aus dem Ruder  

In der Zwischenzeit ist der Vorfall allerdings in den sozialen Medien hochgekocht. Ein Shitstorm prasselt auf die Schule ein. Die Schulleitung ist wegen der Posts so alarmiert, dass sie sich an die Polizei gewandt hat. Der Staatsschutz prüft nun, ob strafrechtliche Inhalte gepostet werden.

Auch bei der Stadt löst der Vorfall Besorgnis aus. Immer häufiger würden politische Konflikte unkontrolliert über soziale Medien in die Schulen getragen, erklärt Jana Schräge. Die Schulberaterin unterstützt Lehrer  bei der Bewältigung der Auswirkungen des eskalierten Israel-Palästina-Konflikts. Es sei immer schwieriger, im Unterricht solche Themen aufzuarbeiten. Viele Schüler seien durch die Posts  emotional so aufgeheizt, dass eine sachliche Diskussion kaum noch möglich sei.

Anwalt Yalcin Tekinoglu bedauert, dass der Vorfall an der Realschule in den sozialen Medien womöglich für fragliche politische Ziele genutzt werde. Dass der Fünftklässler allerdings gezwungen worden sei, das Fußball-Trikot auszuziehen, hält er für rechtlich fraglich. Zumal es sich um einen Zehnjährigen handle, der ein begeisterter Sammler von Fußball-Trikots sei und sie immer trage. Wünschenswerter als Zwang wäre eine gemeinsame Diskussion in  der Klasse gewesen.

 Unsere Quellen:

  • Reporter vor Ort
  • Bezirksregierung Düsseldorf
  • Anwalt
  • Stadt Remscheid