Drogenprozess in Köln - "Brutales Vorgehen" der Angeklagten

Lokalzeit aus Köln 11.04.2025 03:17 Min. Verfügbar bis 11.04.2027 WDR Von Jochen Hilgers, Markus Schmitz

Drogenprozess in Köln - "Brutales Vorgehen" der Angeklagten

Stand: 11.04.2025, 12:00 Uhr

Der Kölner Drogenkonflikt beschäftigt die Justiz seit heute mit einem weiteren Prozess. Ein Phänomen dabei: "Crime-as-a-Service".

Von Markus Schmitz

Vor dem Kölner Landgericht hat der dritte Prozess um die Auseinandersetzungen in der Kölner Drogenszene begonnen. Die Staatsanwältin hat in der Anklageschrift das brutale Vorgehen der drei Männer beschrieben: Sie sollen die Bewacher des später gestohlenen Cannabis mit Kabel geschlagen, ihnen damit gedroht haben, die Fußnägel herauszureißen oder ihnen die Zehen direkt abzuschneiden.

Stundenlange Geiselnahme

Über Stunden hatten die Männer aus Amsterdam die Cannabis-Wächter in der Lagerhalle festgehalten haben, bis schließlich (gegen 21 Uhr an dem diesem Tag) die Polizei die Geiselnahme beendete. Jemand gab der Polizei den Tipp, dass in der Lagerhalle Menschen misshandelt und bedroht werden. Die jetzt Angeklagten gingen damals in Untersuchungshaft.

Die Angeklagten und Richter im Gerichtssaal

Die Angeklagten verdecken ihre Gesichter im Gerichtssaal.

Beim Prozess heute sind auch Verwandte der Angeklagten aus den Niederlanden ins Kölner Landgericht gekommen. Ein Angeklagter sagte im Prozess, dass er während der Untersuchungshaft Vater geworden sei und er sich nichts mehr wünsche, als mit seiner Familie zusammen zu sein. Zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft schweigen alle drei. Der Prozess wird mit den Zeugenaussagen der Geschädigten Ende April fortgesetzt.

Kölner Drogenbande soll Angeklagte angeheuert haben

Die Angeklagten sind laut Vorwurf von Mitgliedern der Kölner Drogenbande angeheuert worden. Gegen Geld sollten sie offenbar in einer Lagerhalle in Hürth Informationen beschaffen. Es ging um 350 Kilogramm Cannabis, möglicherweise im Wert von etwa 1,5 Millionen Euro, die vermutlich jemand innerhalb der Bande geraubt hatte. Anscheinend sollten die drei Männer aus Amsterdam durch Gewalt herausfinden, wo der Stoff abgeblieben ist.

"Sie kommen aus abgehängten Stadtteilen"

Wie genau der Kontakt zwischen der Kölner Drogenbande und den Männern aus Amsterdam zustande gekommen ist, soll der Prozess aufklären. Fakt ist, dass diese Art von Auftragskriminalität in den Niederlanden nicht unüblich ist. Der Kriminologe Robin Hofmann von der Universität Maastricht kennt das Phänomen. Die Kriminalität werde als Dienstleistung angeboten.

"Und da sehen wir vor allem junge Männer aus prekären Verhältnissen. Sie kommen häufig aus den abgehängten Stadtteilen von Utrecht, Rotterdam oder Amsterdam." Das sei ein großer Pool von jungen Männern. Sie könne man anheuern, zum Diebstahl, für Bombenanschläge bis hin zum Auftragsmord, sagt Hofmann.

Robin Hofmann

Für den Kriminologen Robin Hofmann ist das Vorgehen ein bekanntes Phänomen.

Am 25.06.2024 sollen die drei in Köln angeklagten Männer die vorherigen Bewacher des Cannabis misshandelt und bedroht haben. Die Staatsanwaltschaft spricht von fünf Opfern. Es geht auch um den Vorwurf der Geiselnahme. Auch für diesen Prozess sind viele Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil könnte Ende August gesprochen werden.

Drogenprozess in Köln – Niederländer für Straftaten angeheuert? 

WDR Studios NRW 11.04.2025 00:45 Min. Verfügbar bis 11.04.2027 WDR Online


Unsere Quellen:

  • Kriminologe Robin Hofmann
  • WDR-Reporter vor Ort