Müll und Ungeziefer: Der Streik und die Folgen Aktuelle Stunde 17.03.2025 29:20 Min. Verfügbar bis 17.03.2027 WDR Von Martina Koch

Dreckige Stadt nach Müll-Streik - auch die Kölner sind verantwortlich

Stand: 17.03.2025, 17:11 Uhr

In ganz NRW blieb tagelang der Müll liegen. Auch wenn die Kölner geteilter Meinung sind - in einer Sache sind sie sich einig.

Von Andreas Palik

Der Geruch, die Aussicht, die Unordnung - für Ilham Dghouli ist der Müll vor ihrem Laden einfach unangenehm. Seit drei Jahren leitet sie ein Taschengeschäft in der Breite Straße in der Kölner Innenstadt. Damit hatte ihre Arbeit während des Streiks vor allem am Morgen aber wenig zu tun:

Ilham Dghouli findet den Müll einfach unangenehm. | Bildquelle: WDR / Andreas Palik

"Jeden morgen haben wir hier gekehrt und den Müll etwas schöner an den Mülleimer rangstellt." Sie rollt gerade die Mülltonnen aus dem Hausflur vor den Laden. Ab Dienstag soll endlich auch wieder der Plastikmüll abgeholt werden. Dass der Müll liegen bleibt, ist für sie und vor allem wegen ihrer Kundschaft keine Lösung: "Heute ist alles teuer. Wenn man Vollzeit arbeitet und seine Kosten nicht decken kann, muss da etwas passieren. Aber heute muss man mittlerweile für so vieles Verständnis haben. Man kann nicht für alles Verständnis haben."

Während die Papier- und Wertstofftonnen an vielen Ecken in der Innenstadt noch überquellen, wurden die Restmülltonnen und die öffentlichen Mülleimer wieder geleert. Bereits am Sonntag haben die Mitarbeiter der Kölner Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) die Straßen zu reinigen begonnen.

"Müll gehört nicht daneben"

Etwas weiter Richtung Neumarkt spaziert Brigitte durch die Einkaufsstraßen. Sie findet es gut, dass die Mitarbeiter der AWB streiken: "Ja klar, die Leute halten unsere Stadt sauber. So viele Leute werfen alles einfach hin. Bei mir kommt der Straßenfeger drei Mal die Woche. Die Leute brauchen Anerkennung."

Wenn der Mülleimer voll ist, sucht Brigitte einen leeren oder nimmt ihren Müll mit nach Hause. | Bildquelle: WDR / Andreas Palik

Brigitte isst gerade ihren Döner auf. Jetzt kann sie die Verpackung wieder in einen geleerten Mülleimer schmeißen. Aber auch wenn der voll ist, den Müll wirft sie nicht daneben: "Die Kölner können ihren Müll wie in Japan mit nach Hause nehmen. Es gibt keine Notwendigkeit, den daneben zu schmeißen. Ich finde das traurig."

Müll von Zwei- oder Vierbeinern: jeder ist mitverantwortlich

Marcus Sommer wartet an der Breite Straße auf eine Freundin. Er ist zu Besuch aus Velbert. Für Streiks hat er Verständnis, wenn sie nachvollziehbar sind: "Drei Tage Urlaub und acht Prozent Lohn mehr - das ist ein Luxusstreik. Wenn es um Arbeitsplätze geht, ist das etwas anderes."

Für den tierischen Notfall hat Marcus immer ein "Tütchen" dabei. | Bildquelle: WDR / Andreas Palik

Volle Mülleimer in Köln hätten ihn nicht gestört, sagt er: "Das gehört zum Streik dazu, dass der Müll liegen bleibt." Aber auch nur der, der sowieso schon liegt. "Es ist eine Ausnahmesituation, es ist nicht okay, dass man seinen Müll noch dazulegt. Jeder ist dafür selbst verantwortlich." Auch für den Kot seines Hundes ist das klar. "Zur Not lege ich das ins Auto und schmeiße es zu Hause weg."

Und darüber freut sich zum Beispiel Brigitte. "Es gibt Leute, die werfen ihre Hundekot-Beutel neben den vollen Mülleimer." Sie wohnt im Agnes-Viertel und kommt gerade mit einer Packung Klopapier unter dem Arm aus einem Drogeriemarkt. Dass die Mülleimer überquellen, ist nicht nur während des Streiks ein Problem: "Das liegt nicht an den AWB, das liegt an den Menschen. Ganz einfach: wenn der Mülleimer voll ist, kann ich da nichts mehr rein tun."

Leere Mülleimer, volle Tonnen in Nippes

Auch auf der Neusser Straße im Agnesviertel sind die öffentlichen Mülleimer wieder leer. Viele Restmülltonnen warten noch auf die Müllabfuhr. Einen Zerknüllte-Papiertüte-Wurf entfernt genießen Martin und Uschi Seul ihren freien Tag bei einem Glas Wein. Mit Ausblick auf die vollen Tonnen.

Bei Uschi und Martin Seul in der Weisengassen haben die AWB am Morgen bereits die Mülleimer geleert. Im Agnesviertel stehen noch einige volle Tonnen. | Bildquelle: WDR / Andreas Palik

"Ich finde den Streik nicht gut. Ich bin auch kein Großverdiener, ich bin Bäckermeister. Ich weiß, dass die Preise steigen, aber ich finde es schwierig", sagt Martin Seul. Zu den vollen Mülltonnen sagt Uschi Seul: "Da brauchen wir auch ein bisschen mehr Eigeninitiative. Man muss auch mal in die Tonne steigen und den Müll runterdrücken, damit mehr in die Tonne passt. Das machen wir auch."

Müll bleibt wohl noch ein paar Tage liegen

Auch wenn sich die Menschen in Köln beim Thema Streik uneinig sein, ist eine Sache klar: Nicht nur die AWB, sondern auch die Kölnerinnen und Kölner sind für saubere Straßen verantwortlich. Ein Sprecher der AWB sagt, der Rückstand durch den Streik soll so schnell wie möglich abgearbeitet werden. Bis Ende der Woche soll die Stadt wieder ordentlich sein.

Quellen:

  • Abfallwirtschaftsbetriebe Köln
  • WDR-Reporter vor Ort

Über dieses Thema berichtet der WDR am 17.03.2025 auch im WDR Fernsehen in der Lokalzeit aus Köln um 19.30 Uhr.