Polizei führt jemanden in Handschellen ab

"Dringender Tatverdacht": Plante 15-Jähriger islamistische Anschläge?

Stand: 04.10.2024, 18:15 Uhr

Ein 15-Jähriger aus Wuppertal steht im Verdacht, mehrere Attentate geplant zu haben. Er sitzt seit knapp zwei Wochen in U-Haft.

Der Jugendliche ist seit September als Gefährder eingestuft. Das hat die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfahren. Die ersten Hinweise auf ihn seien nach dem Anschlag im benachbarten Solingen eingegangen. Davor sei er nicht aufgefallen.

Anschlag auf jüdische Einrichtungen geplant

"Ihm wird unter anderem vorgeworfen, Anschläge auf jüdische Einrichtungen geplant zu haben", so Alexandra Wiese, Staatsanwältin und Pressesprecherin der Zentralstelle Terrorismusverfolgung NRW am Freitag im WDR-Interview. Außerdem soll auch ein Anschlag während einer Klassenfahrt in die Niederlande im Gespräch gewesen sein. Er soll sich dazu mit einem Kontaktmann ausgetauscht haben.

Der 15-Jährige war nach Hinweisen vorsorglich in Gewahrsam genommen worden. Eine Durchsuchung bei ihm zu Hause hatte zunächst nichts ergeben. Dann wertete die Polizei Datenträger aus, die sie zuvor sichergestellt hatte - daraus habe sich dann ein "dringender Tatverdacht" ergeben, heißt es von Wiese. Daraufhin sei der Jugendliche am 20. September in Untersuchungshaft gekommen. Weitere Details nannte die Generalstaatsanwaltschaft nicht. Auch der Anwalt des 15-Jährigen wollte zu den Vorwürfen keine Stellung nehmen.

15-jähriger mutmaßlicher Islamist aus Wuppertal in U-Haft

WDR Studios NRW 04.10.2024 00:44 Min. Verfügbar bis 04.10.2026 WDR Online


Laut "Spiegel" soll sich der 15-Jährige bei TikTok mit Flaggen der Terrormiliz Islamischer Staat gezeigt haben. NRW-Innenminister Reul forderte, die Sozialen Netzwerke besser im Blick zu haben: "Dass wir immer mehr junge Leute haben, die als Anschlagstäter in Frage kommen, muss einen alarmieren". Sicherheitsexperten warnen schon länger, dass Islamisten Netzwerke wie Tiktok benutzen, um junge Leute für sich einzunehmen. Außerdem habe er nach dem Anschlag von Solingen mit einem Islamisten im Ausland gechattet. Der soll ihn angestachelt haben, ein Attentat zu verüben - offenbar auf Festivals oder jüdische Gemeinden.

Bislang kein Zusammenhang zu Solinger Anschlag

"Konkrete Zusammenhänge zu dem Anschlag in Solingen konnte bislang nicht festgestellt werden, sie sind Gegenstand der aktuellen Ermittlungen", sagte Staatsanwältin Wiese. Die Hinweise auf ihn seien erst nach dem Anschlag von Solingen eingegangen, hieß es weiter aus Sicherheitskreisen. Das Gemeinsame Terrorabwehrzentrum von Bund und Ländern in Berlin habe sich dann mit ihnen beschäftigt.

NRW-Innenminister Herbet Reul (CDU) hat schon mehrfach darauf hingewiesen, dass die die Beeinflussung junger Menschen durch Online-Propaganda und soziale Medien auch beim Thema Islamismus ein wachsendes Problem sei. Vor allem auf TikTok, aber auch auf YouTube oder Instagram würden Jugendliche niedrigschwellig abgeholt, indem ihnen eine "simple und berechenbare" Lebenswelt suggeriert werde, aus der sich einfache Handlungsanweisungen ableiten ließen.

Einzelpersonen radikalisieren sich über Tiktok

In Videos treten islamistische Influencer betont locker und mit Anspielungen auf Gangster-Rap und Kampfsport auf. Der Salafismus habe sich so geradezu als "Gegenkultur mit Lifestyle-Charakter" entwickelt. Ein Akteur mit 460.000 Followern und deutlich mehr als zehn Millionen Likes allein auf TikToker ist beispielsweise Dehran Asanov. In kurzen Clips belehrt er seine Fans zum Beispiel, dass Frauen Männern untergeordnet seien, ihnen nicht widersprechen dürften und sich vollständig zu bedecken hätten.

Bei der Präsentation des "Lagebilds Islamismus 2024" hatte Reul es im Mai als "Riesengefahr" bezeichnet, dass sich über die sozialen Medien zunehmend auch Einzelpersonen "im stillen Kämmerlein" radikalisierten. Er räumte ein, dass der Verfassungsschutz bei der Beobachtung solcher Aktivisten oft "im Dunkeln" fische.

Quellen: