Streetart meets History in Goch Verfügbar bis 21.09.2025 Von Jörg Conradi

Streetart erinnert an zerstörte Synagoge in Goch

Stand: 22.09.2023, 11:19 Uhr

Ein Mensch steht alleine in einem lichtdurchfluteten Wald. Dieses Wandbild ist ab jetzt in Goch zu sehen. Es erinnert an die Synagoge, die hier 1938 zerstört wurde.

Von Jörg Conradi

Fabien Hupin | Bildquelle: WDR/Jörg Conradi

Seit Montag greift Fabien Hupin aus Belgien von morgens bis abends zur Farbrolle. Es ist ein besonderer Ort, den der Streetart-Künstler in diesen Tagen seinen Arbeitsplatz nennen darf. Im Innenhof des Hauses stand einst die Synagoge der jüdischen Gemeinde in Goch. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde sie von Gocher Nationalsozialisten niedergebrannt. Eine kleine Gedenkstätte erinnert heute, 85 Jahre danach, an die schreckliche Nacht. Ein Wohnhaus in unmittelbarer Nähe der niedergebrannten Synagoge.

Aus trister Häuserwand wird Kunst

Streetart an der Herzogenstraße 8 in Goch | Bildquelle: WDR/Jörg Conradi

Bis Sonntag will Fabien Hupin hier ein ganz besonderes Bild entstehen lassen. Maße: 12 x 15 Meter. Schon an Tag vier lässt sich erahnen, welches Bild auf der Häuserwand an der Herzogenstraße 8 in Goch entstehen wird: Ein lichtdurchfluteter Wald. Das Motiv hat Fabien selbst entworfen.

"Ich will mit meiner Kunst im öffentlichen Raum starke Bilder erzeugen. Es geht um Hoffnung, um Licht und darum, dass auch in schlechten Zeiten am Ende immer etwas Gutes warten kann.“ Fabien Hupin, Streetart-Künstler

Gegen das Vergessen


Franz von Beek vom Gocher Heimatverein ist Mit-Initiator der Kunstaktion. Er bedauert, dass die Menschen an einem so wichtigen, geschichtsträchtigen Ort trotz kleiner Gedenkstätte bisher einfach so vorbeigelaufen sind und hofft auf die Wirkung des neuen Wandbildes: "Wir wollen auch mit dieser Verbindung den Bezug zu dieser Gedenkstätte herstellen. Es wird Licht hier 'reingebracht. Freundlichkeit und Offenheit. Und wir sehen in die weite der Welt hinein. Und da passt der Zusammenhang zu dem was hier stattgefunden hat, sehr deutlich.“

Denkmal an die Synagoge Herzogenstraße 8 in Goch | Bildquelle: WDR/ Jörg Conradi

Goch ist Urban-Art Hotspot


Eingeladen wurde Fabien Hupin von Benjamin Taag. Das Vorstandsmitglied des Gocher Heimatvereins organisiert seit drei Jahren das Urban-Art-Festival "Goch history Meets Streetart“, bei dem namhafte sowie unbekannte Künstler die Möglichkeit bekommen, eine Wand im Innenstadtbereich zu bemalen. Bei der Motiv- und Farbgestaltung ließ er dem Belgier freie Hand. Bis auf eine Ausnahme, erinnert sich Fabien: "Ich benutze hier eher kühlere Farben. Keine Farben, die an das erinnern, was hier geschehen ist. Keine, die an ein Feuer erinnern. Das ist das Einzige, worauf ich hier achten sollte.“

Mehr Sensibilität für jüdisches Leben


Mit mittlerweile mehr als 50 Orten in der ganzen Stadt zählt Goch inzwischen zu den großen Urban-Art-Spots und Streetart-Städten in NRW.

"Es wird in Zukunft so sein, dass man gerne mehr Zeit vor diesem Wandbild verbringt, sich das genauer anschaut. Und auch das Denkmal mehr beachtet wird. Es liegt in unserer Verantwortung, dass wir gemeinsam darauf aufmerksam machen, um die Leute auch wieder auf die Geschichte der Stadt zu sensibilisieren.“ Benjamin Taag, Festival-Veranstalter

Es gibt bereits einige Streetart-Motive in Goch, die an das jüdische Leben damals hier erinnern. Festival-Macher Benjamin Taag hofft, dass durch das neue Wandbild auch die Geschichte der niedergebrannten Synagoge wieder mehr in den Fokus der Menschen in Goch rückt.