Neue Gedenkstätte in Viersen soll an jüdisches Leben erinnern

Stand: 02.07.2024, 06:00 Uhr

Die Stadträte in Viersen und Mönchengladbach wollen dafür am Dienstag und Mittwoch jeweils 10.000 Euro an jährlichen Zuschüssen beschließen. Das angedachte Gebäude wird noch als privates Wohnhaus genutzt.

Von Peter Hild

Die Jüdische Gemeinde Mönchengladbach-Viersen soll eine Gedenkstätte bekommen. Vorgesehen ist dafür eine frühere jüdische Volksschule in der Viersener Innenstadt.

Die beiden Stadträte wollen die Pläne am Dienstag und Mittwoch beschließen und einen Förderverein mit jährlichen Zuschüssen unterstützen, dessen Gründung die jüdische Gemeinde derzeit vorbereitet.

Wohnhaus soll umgenutzt werden

Seit 1863 war in dem angedachten Gebäude eine jüdische Volksschule untergebracht. Auch ein Betsaal befand sich dort. Nach der Zwangsenteignung in der NS-Zeit wurde das Haus nach dem Krieg als Wohnhaus genutzt. Bis heute erinnert eine Gedenktafel an die jüdische Vergangenheit des Hauses.

Die jetzigen Eigentümer wollen es aus persönlichen Gründen verkaufen. Dadurch soll das Haus künftig zu einem "Ort der aktiven und öffentlich wahrnehmbaren Erinnerungskultur in der Region" werden, wie es in den Beschlussvorlagen lautet.

Jüngere als zentrale Zielgruppe

Geplant sind dort interkulturelle und pädagogische Angebote für Schulklassen, um etwa das lokale Geschichtsbewusstsein zu stärken, aber auch Erwachsenenbildung. Hologramm-Effekte, Virtual Reality und interaktive Techniken sollen das jüdische Leben anschaulich machen.

Jüdische Gedenktafel am Gebäude | Bildquelle: Werner Stapelfeldt

Vor allem jüngere Generationen soll die künftige Gedenkstätte ansprechen, als Bildungszentrum und Anlaufstelle für Extremismusprävention. "In der heutigen Zeit sind stärkere Ausprägungen von Antisemitismus und allgemein eine zunehmende rechte und rechtsradikale Tendenz in Politik und Gesellschaft spür- und messbar", so Mönchengladbachs Oberbürgermeister Felix Heinrichs (SPD). Die Gedenkstätte biete die Möglichkeit, präventiv etwas zu tun, gerade für und mit Jüngeren.

Beide Kommunen wollen damit "ein klares Zeichen für jüdisches Leben in Deutschland" setzen, Respekt und Verständnis füreinander sollen gefördert werden. Fest stehe, dass mit einer solchen Gedenkstätte" eine einmalige Besonderheit in der Bundesrepublik Deutschland" erreicht würde.

Hoffnung auf weitere Fördergelder

Für den Umbau vom Wohn- zu einem Ausstellungshaus wird mit Kosten von rund 300.000 Euro gerechnet. Dabei hoffen die Kommunen auf Fördergelder vom Landschaftsverband Rheinland und Stiftungsmittel der Stadtsparkasse Krefeld.

Die jährlichen Neben- und Instandhaltungskosten werden auf etwa 20.000 Euro geschätzt, die sich beide Städte mit ihren geplanten Zuschüssen teilen wollen. Zudem will man sich für die Übernahme der Personalkosten von jährlich rund 50.000 Euro unter anderem bei der Gedenkstättenförderung des Landes um weitere Gelder bewerben.

Quellen:

  • Stadt Viersen
  • Stadt Mönchengladbach