Tochter erwürgt: Mutter gesteht vor dem Bonner Landgericht

Stand: 30.09.2024, 17:13 Uhr

Im Prozess um den gewaltsamen Tod eines sechseinhalbjährigen Mädchens hat die Mutter des Kindes vor dem Bonner Landgericht ein Geständnis abgelegt.

Von Christoph Hensgen

Sie habe ihre Tochter Anfang März zu Hause erwürgt. Vor der Tat sei es zu einem heftigen Streit um die – ihrer Meinung nach – unverhältnismäßige Nutzung von Handy und Tablet durch ihre Tochter gekommen. Sie habe heute noch das Bild vor Augen, wie ihre Tochter vor ihr stehe und sie sie würge. Sie habe das nicht gewollt. Und es sei ihr unbegreiflich, wie sie dazu fähig gewesen wäre. Sie würde sich wünschen, die Zeit zurückdrehen zu können.

Mutter wird in Handschellen in den Gerichtssaal geführt

Die zierliche 47-jährige Frau, die in Handschellen in den Gerichtssaal geführt wird, steht auch heute noch sichtbar unter Belastung von der Tat vor sieben Monaten. Sie bekommt starke Psychopharmaka.

Ihre Anwältin Barbara Hüster beantragt zu Beginn des Prozesses, dass die Öffentlichkeit ausgeschlossen wird – aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes. Das Schwurgericht stimmt dem Antrag nur teilweise zu. Während die Angeklagte sich zu ihrem Lebenslauf äußert, müssen alle Zuschauenden den Saal verlassen. Bei der Aussage zur Tat überwiege aber das öffentliche Interesse.

Stimmung zwischen Mutter und Tochter war angespannt

In der Verteidigererklärung werden weitere Details zum Hintergrund der Tat bekannt. Die Stimmung zwischen ihr und ihrer Tochter sei bereits den ganzen Tag angespannt gewesen. Auch mit ihrem Mann habe es Streit gegeben. Offenbar stand die Ehe der Eltern vor dem Aus.

Als sie ihre Tochter von der Kita abgeholt habe, habe diese sich geweigert. Sie käme nur mit, wenn Mutter und Vater aufhören würden zu streiten, habe ihre Tochter gesagt. Schließlich sei das Mädchen mit zu einer Freundin gegangen.

Tochter erwürgt: Mutter gesteht vor dem Bonner Landgericht WDR Studios NRW 30.09.2024 00:19 Min. Verfügbar bis 30.09.2026 WDR Online

Streit um Handy und Tablet eskaliert

Abends habe ihre Tochter zunächst nicht das essen wollen, was sie gekocht hatte. Dann habe sie dem Mädchen erst das Tablet und anschließend das Handy abgenommen. Die Sechseinhalbjährige habe sie daraufhin weiterhin angeschrien. "Dann habe ich Rot gesehen".

Nach der Tat hatte die Mutter vergeblich versucht, sich zuerst mit einem Stromschlag in der Badewanne zu töten. Dann war sie unweit ihrer Wohnung im Bonner Stadtteil Rüngsdorf in den Rhein gegangen. Doch Passanten retteten die 47-Jährige. Am Ufer hatte die Mutter dann Rettungskräften erzählt, dass in ihrer Wohnung ihre tote Tochter liegen würde. Einsatzkräfte fanden das leblose Mädchen kurz darauf in der Küche. Es starb wenig später in der Uni-Klinik.

Vater und Ehemann tritt als Nebenkläger im Prozess auf

Im Verlaufe des Strafprozesses werden mehrere Zeugen gehört, darunter Polizeibeamte und Rettungskräfte. Der Mann der Angeklagten ist Nebenkläger in dem Verfahren. "Er hat an dem Tag das Liebste auf der Welt verloren und muss täglich damit umgehen", sagt seine Anwältin Sigried Aretz.

Ein erstes Gutachten bescheinigt, dass die Angeklagte voll schuldfähig ist, auch obwohl sie bereits vor der Tat in therapeutischer Behandlung war. Sollte die Mutter nun wegen Totschlags verurteilt werden, droht ihr eine mehrjährige Haftstrafe. Das Urteil wird bereits in zehn Tagen erwartet.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort

Über das Thema berichtet der WDR auch im Fernsehen in der Lokalzeit Bonn.