Noch ist es ein Einfamilienhaus auf einem weitläufigen Grundstück direkt am Wald. In den nächsten Monaten wird es zu einem Haus des Kinderschutzes umgebaut, dem ersten im Regierungsbezirk Köln. Laut Jürgen Freiberg von der Kinderschutzgruppe der Uniklinik Bonn sei das Ziel eine "kindgerechte Justiz", bei der alle Beteiligten zum betroffenen Kind kommen.
Jungen Opfern soll Mehrfachaussagen erspart werden
Derzeit müssten Kinder und Jugendliche, die Opfer von Gewalt werden, immer wieder fremden Menschen von der Tat erzählen, etwa bei der Polizei, bei der Staatsanwaltschaft, vor Gutachtern und Richtern. Barbara Havliza, Opferschutzbeauftragte NRW, spricht von einem Leidensweg, der manchen Kindern bevorstehe.
Kindgerechter Anhörungsraum
Die Lösung soll das Haus auf dem Venusberg sein. Die Bonner Dr. Axe-Stiftung stellt es mietfrei zur Verfügung, in den nächsten Monaten wird es umgebaut, gefördert vom NRW-Innenministerium.
Eingerichtet werden sollen ein medizinischer Untersuchungsraum, in dem Spuren der Tat gesichert werden können, und ein kindgerechter Anhörungsraum mit Videotechnik, um die Aussagen aufzuzeichnen, erläutert Hermann-Josef Borjans von der Stiftung. Das soll vermeiden, dass ein Kind oder eine Jugendliche mehrfach befragt werden muss.
Zweiter Eingang für mutmaßliche Täter
Eine Besonderheit ist ein zweiter, streng getrennter Eingang, durch den mutmaßliche Täter in einen eigenen Raum geführt werden. Denn im Prozess kann es nötig sein, dass sie die Aussage des Opfers verfolgen können. Dabei soll es aber zu keinem Kontakt zwischen Täter und Opfer kommen.
In Düsseldorf gibt es mit dem Childhood Haus seit 2020 eine vergleichbare Einrichtung. In dem Bonner Haus des Kinderschutzes sollen eine Kinderschutzmedizinerin, eine Psychologin und Sozialarbeiterinnen vor Ort sein. Zuständig ist es für Fälle in Bonn, dem Rhein-Sieg-Kreis und dem Kreis Euskirchen.
Unsere Quellen:
- Kinderschutzgruppe Uniklinik Bonn
- Dr. Axe-Stiftung
- Opferschutzbeauftragte NRW