Eines der besonders markierten Bücher thematisiert den russischen Präsidenten Putin und den Ukraine-Krieg. Da schreibt die Bücherei wörtlich: "Der Inhalt dieses Werkes ist unter Umständen nicht mit den Grundsätzen einer demokratischen Gesellschaft vereinbar."
"Aufgrund der Zensur-, Meinungs- und Informationsfreiheit" wolle die Stadtbücherei das Werk - hier das Buch "Putin, Herr des Geschehens?" von Jacques Baud - trotzdem zur Verfügung stellen. "2024 – das andere Jahrbuch: verheimlicht, vertuscht, vergessen" von Gerhard Wisnewski ist das zweite Buch, das so einen Aufkleber trägt.
Vorwurf der Zensur
Über dieses Vorgehen der Stadtbücherei gibt es geteilte Meinung. Kritiker sehen darin Zensur und Bevormundung von Leserinnen und Lesern. Für Cordula Gladrow, Leiterin der Stadtbücherei, gehöre dieser Hinweis zum Vermittlungsakt der Bücherei. Den Vorwurf der Zensur weist sie entschieden zurück: "Wir zensieren nicht. Wir sind eine basisdemokratische Einrichtung."
Lediglich zwei von insgesamt 350.000 Büchern hätten diesen Hinweis bekommen, sagt die Leiterin. "Wir gehen damit nicht inflationär um."
Vorschlag kam von den Lesern
Die Entscheidung, den Hinweis in die Bücher zu kleben, sei gefallen, nachdem Beschwerden aus der Leserschaft gekommen waren. Das habe man zum Anlass genommen, zu handeln. „Wir als öffentliche Bibliothek behalten uns vor, Medien in einen Kontext zu setzen.“
Auf die Einordnungshinweise - auf diese Bezeichnung legt die Stadtbücherei Münster Wert - reagieren Besucherinnen und Besucher unterschiedlich. Während es die Studentinnen Leah Mackenbruck (18) und Julia Bossert (21) "hilfreich" finden, ist Dr. Dirk Strohmann (66) skeptisch: "Ich kann mir besser eine eigene Meinung bilden."
Quellen:
- Stadtbücherei Münster
- Reporter vor Ort