Eine gute Nachricht war ihm besonders wichtig: "Keiner braucht Angst zu haben, dass er nicht satt wird." Das betonte Karl Werring, Präsident der Landwirtschaftskammer NRW, am Donnerstag in Düsseldorf. Dort zog er zusammen mit Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU) eine erste Erntebilanz des aktuellen Jahres.
Äcker häufig zu nass
Für die Bauern in NRW ist 2024 ein schwieriges Jahr. Ihnen machen die durch den Klimawandel bedingten häufigeren Extremwetterereignisse immer stärker zu schaffen - in diesem Fall: viel Regen und wenig Sonne. Zuerst konnten ihre Traktoren bei der Aussaat und bei Pflanzungen kaum auf die Äcker, weil die zu nass waren. Und bereits im Herbst ausgesätes Getreide stand dann im Winter unter Wasser, was viele Pflanzen nicht überlebt haben.
So lag die Niederschlagsmenge von August 2023 bis Juli 2024 nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums in jedem Monat deutlich über dem langjährigen Mittel für NRW, insgesamt um durchschnittlich 49 Prozent. "Was der Regeneration des Grundwassers und den vielfach ausgetrockneten Böden gutgetan hat, hat im Jahresverlauf enorme Herausforderungen für die Landwirtschaft gebracht", erklärte Ministerin Gorißen.
Schlechter Ertrag bei Winterweizen
Besonders deutlich sind die Auswirkungen beim Winterweizen. Hier lag die Erntemenge mit 1,43 Millionen Tonnen knapp ein Drittel unter dem Vorjahresniveau. Nach Angaben des Statistikamtes IT-NRW verringerte sich der Ertrag pro Hektar um 13,6 Prozent auf 7,1 Tonnen, den niedrigsten Hektarertrag seit Anfang der 90er Jahre. Auch bei Roggen, Gerste und Triticale (Kreuzung aus Weizen und Roggen) sind die Ernten weniger ergiebig. Besser lief es beim Sommerweizen. Hier hat sich laut IT-NRW die Erntemenge auf 55.800 Tonnen mehr als verfünffacht.
Probleme auch bei Kartoffeln, Obst und Wein
Die nasse Witterung sorgte auch für eine schwierige Kartoffelernte. Hier haben schlechte Pflanzbedingungen und der hohe Krankheitsdruck durch Kraut- und Knollenfäule laut Landwirtschaftskammer zu teilweise erheblichen Ausfällen geführt.
Ein plötzlicher Kälteeinbruch in der letzten Aprilwoche hat auch für erhebliche Schäden im Obst- und Weinbau gesorgt. Bei Äpfeln hat sich die Erntemenge in NRW nach ersten Schätzungen im Vergleich zum Vorjahr nahezu halbiert. Mit Hilfsmitteln wie brennenden Paraffineimern konnten einige Obstbauern ihre Ernte jedoch retten:
Steigen nun die Verbraucherpreise?
"Der Preis für Getreide wird auf dem Weltmarkt bestimmt. Und der ist gut versorgt", erklärt Karl Werring, Präsident der Landwirtschaftskammer NRW. Dafür verantwortlich sei vor allem die Ertragslage in den großen Exportnationen wie Russland, Ukraine, Nord- und Südamerika sowie Australien. Die Preise auf dem Weltmarkt seien nach dem hohen Niveau der vergangenen Jahre zuletzt stark gefallen, so Werring. Die Ernte in NRW habe da wenig Einfluss.
Auch bei Obst und Gemüse werden keine großen Preissteigerungen erwartet. "Ich persönlich glaube das nicht unbedingt", erklärte NRW-Landwirtschaftsministerin Gorißen auf Nachfrage. Aber man werde abwarten müssen: "Es ist ein bisschen wie der Blick in die Glaskugel." Auch Landwirtschaftskammer-Präsident Karl Werring geht nicht davon aus, dass Obst und Gemüse nun deutlich teurer werden. Denn für ihn ist klar: "Wenn der Preis zu hoch ist, hält sich der Verbraucher zurück."
Zuckerrüben und Mais in gutem Zustand
Und dann gibt es auch für die Bauern doch noch gute Nachrichten: Für Mais, Zuckerrüben oder auch späte Kartoffeln wird eine positive Ernte erwartet. Diese könnten nach Erwartungen der Landwirtschaftsministerin von den Niederschlägen profitieren und präsentieren sich überwiegend in gutem Zustand.
Über dieses Thema berichten wir am Donnerstag unter anderem in der Sendung Westblick auf WDR 5.
Unsere Quellen:
- Pressekonferenz der Landwirtschaftskammer NRW und des Landwirtschaftsministeriums in Düsseldorf
- Pressemeldung von IT-NRW zur Weizenernte