
Vom Land NRW geförderte Muttermilchbänke sind kurz vor dem Start
Stand: 04.03.2025, 08:52 Uhr
Das Land NRW fördert den Aufbau von acht weiteren Spenderinnen-Muttermilchbänken. Die ersten davon sind jetzt kurz vor dem Start.
Von Benjamin Sartory
In einem Patientenzimmer der Kinderklinik an der Uniklinik Düsseldorf liegt Daphne mit geschlossenen Augen im Arm ihrer Mutter. Das Mädchen ist vor rund drei Monaten auf die Welt gekommen – 14 Wochen zu früh.
"Sie hätte jetzt quasi immer noch zwei Wochen gehabt, bis sie auf die Welt käme", erklärt Mutter Kübra Doogs. Und weil sie am Anfang noch nicht genug Milch produzierte, bekam ihre Tochter in den ersten Tagen gespendete aus der Milchbank der Uniklinik.
Die Einrichtung gibt es hier seit September 2024. Mütter von Frühgeborenen, die wegen des frühen Stadiums noch nicht genug Milch haben, bekommen die Spendermilch angeboten. Wenn ihr Körper dann irgendwann später genug Milch produziert, werden die Frauen gefragt, ob sie selber zur Spenderin werden wollen.
Acht neue Muttermilchbänke für NRW
"Besonders für Frühgeborene kann Muttermilch eine lebensrettende Wirkung haben", erklärt Dr. Juliane Tautz, Oberärztin an der Kinderklinik der Düsseldorfer Uniklinik. Denn sie verhindere in vielen Fällen eine schwere Darmerkrankung bei Frühchen.
Die NRW-Landesregierung will deshalb mehr Muttermilchbänke. Zehn waren schon am Start oder im Aufbau bevor die Förderrunde vergangenes Jahr begann. Darin fördert das Land den Aufbau an acht weiteren Kliniken mit jeweils bis zu 60.000 Euro.

Dr. Juliane Tautz an der Muttermilchbank der Düsseldorfer Uniklinik
Unter den neuen acht ist zum Beispiel das evangelische Krankenhaus Oberhausen. Dort sind die Kühlschränke und Pasteurisiergeräte schon einsatzbereit. Die Milchbank soll im Frühjahr eröffnet werden, die Klinik wartet gerade auf die Freigabe der Behörden.
Die Uniklinik Aachen sagt, dass sie noch einige Wochen für den Aufbau der dortigen Milchbank brauche. Das St. Elisabeth-Hospital in Bochum rechnet mit einem Start frühestens in der zweiten Jahreshälfte. Auch in Krankenhäusern in Düsseldorf, Coesfeld, Duisburg, Datteln und Leverkusen werden neue Milchbänke aufgebaut.
Muttermilch als Medikament abrechnen?

Gespendete Muttermilch an der Düsseldorfer Uniklinik
Das dortige Klinikum Leverkusen weist übrigens darauf hin, dass es mit den 60.000 Euro Fördergeld nicht getan sei. Man werde für den Betrieb der Milchbank zum Beispiel wohl zwei Vollzeitkräfte bezahlen müssen. Das sieht auch Juliana Tautz von der Düsseldorfer Uni-Klinik so.
In der Fachwelt werde seit Jahren diskutiert, ob man Spender-Muttermilch nicht quasi zu einem Medikament erklären und somit über die Krankenkasse abrechnen könnte, meint die Ärztin. Schließlich spare der Einsatz auch Geld, weil die Frühchen gesünder blieben und oft schneller nach Hause könnten.
Gesund ist auch die frühgeborene Daphne. Und Mutter Kübra spendet mittlerweile selbst Milch für die Milchbank der Düsseldorfer Uni-Klinik. Bald dürfen beide hoffentlich nach Hause.
Unsere Quellen:
- alle genannten Krankenhäuser
- NRW-Landesregierung