Mehr als 15 Millionen E-Autos sollen bis 2030 auf deutschen Straßen unterwegs sein - so lautet das Ziel der Bundesregierung. Bislang sind es erst gut eine Million von insgesamt über 48 Millionen Fahrzeugen. Es ist also noch viel Luft nach oben.
Wer sich dieser Tage Gedanken über den Kauf eines Elektroautos macht, kommt automatisch zu einem wichtigen Thema: Wie und wo kann ich mein Auto laden? Die Reichweite der E-Autos ist inzwischen zwar merklich gestiegen, aber trotzdem muss die Batterie natürlich irgendwann mal aufgeladen werden. Ein gutes Netz an Ladesäulen ist also unabdingbar, wenn die Menschen auf Elektroautos umsteigen sollen.
Neue Förderung des Bundes geplant
Bundesverkehrsminister Volker Wissing
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) plant deshalb nun neue Förderungen. "Schon bald starten wir zwei weitere Förderangebote, um Privathaushalte beim Bau von Ladestationen mit Eigenstromversorgung sowie Unternehmen bei der Errichtung von Schnellladeinfrastruktur zu unterstützen", sagte er dem ARD-Hauptstadtstudio. Die beiden Programme haben ein Gesamtvolumen von 900 Millionen Euro.
Mit 500 Millionen Euro sollen ab Herbst in privaten Wohngebäuden Ladestation, Photovoltaikanlage und Speicher im Paket gefördert werden. Damit würde also die Idee unterstützt, den Strom für das Auto selbst über Sonnenenergie zu produzieren. Das Verkehrsministerium rechnet mit einer hohen fünfstelligen Zahl an Anträgen privater Haushalte. Wie hoch die Förderung individuell ausfällt, will das Ministerium noch bekanntgeben.
Die anderen 400 Millionen Euro sind dafür geplant, den Aufbau von Schnellladeinfrastruktur sowie einen Netzanschluss für den Betrieb von gewerblich genutzten Pkw zu unterstützen.
Ausbau nimmt Fahrt auf
Doch wie weit ist der Ausbau der Ladestationen überhaupt? Dafür lohnt sich ein Blick in die Statistik der Bundesnetzagentur, die die Daten sammelt. Demnach gab es Anfang des Jahres über 15.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte in NRW - also an der Straße, in Parkhäusern oder auf Parkplätzen von Supermärkten. Innerhalb eines Jahres war das ein Plus von fast 42 Prozent. Bis zum 1. April kamen noch einmal 1.006 Ladesäulen hinzu.
Wichtig zu wissen: Ein Großteil sind Normalladepunkte. Davon gibt es in NRW 13.548. Dort kann mit einer maximalen Leistung von 22 Kilowatt geladen werden. Ist die Batterie recht leer, dauert es einige Stunden, bis sie wieder voll ist. Deutlich schneller geht das an Schnellladepunkten. Von denen gibt es in NRW inzwischen 2.669.
Auch private Ladepunkte sind wichtig
Die öffentlich zugänglichen Ladesäulen sind aber nur ein Baustein. Denn genauso gut kann das Auto geladen werden, wenn es nachts zuhause vor der Tür oder in der Garage steht oder während der Arbeit auf dem Firmenparkplatz. Genaue Zahlen, wie viele private Ladepunkte inzwischen vorhanden sind, gibt es nicht. Sie müssen der Bundesnetzagentur nicht gemeldet werden.
Schaut man sich aber mal an, für wie viele private Ladepunkte es schon eine Förderung gegeben hat, wird schnell deutlich, dass es von ihnen viel mehr gibt als von den öffentlichen. So hat allein der Bund über die Föderrichtlinie "Ladeinfrastruktur an Wohngebäuden" seit Oktober 2020 Hunderte Millionen Euro an Fördermitteln ausgegeben. In NRW sind dadurch nach Angaben der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur über 111.000 private Ladepunkte in Betrieb gegangen.
Vor allem in ländlichen Regionen mit vielen Ein- oder Zweifamilienhäusern dürften sie eher zum Einsatz kommen als in Großstädten, wo viele Autofahrer keinen festen Parkplatz haben und stattdessen auf der Straße parken. Wissings neues Förderprogramm mit dem Komplettpaket für Stromerzeugung und Ladepunkt richtet sich auch wohl eher an die erstere Gruppe.
ADAC: Wenig Lademöglichkeiten in privaten Tiefgaragen
Dabei scheint es auch in Großstädten noch Nachholbedarf zu geben. Anfang des Jahres meldete der ADAC auf Grundlage einer Umfrage unter Immobilienverwaltern, dass es in privaten Tiefgaragen noch viel zu wenig Lademöglichkeiten gebe. Zwar verfügten 18 Prozent der Mehrfamilienhäuser mit mehr als zehn Stellplätzen inzwischen über einen Stromanschluss. Aber nur sieben Prozent böten den Bewohnern auch tatsächlich Ladesäulen oder Wallboxen an.
"Elektroautos sollen den CO2-Ausstoß im Verkehr reduzieren und gerade die Städte von Abgasen entlasten. Dort leben die meisten Menschen aber in Mehrfamilienhäusern. Hier sind die Lademöglichkeiten nach wie vor völlig unzureichend", kritisierte Roman Suthold vom ADAC in NRW, wo Immobilienverwalter in Düsseldorf und Köln befragt wurden. Auch wenn richtigerweise immer mehr öffentliche Ladestationen entstünden, sei das Laden zu Hause und über Nacht am bequemsten und effektivsten. "Wenn es dazu aber keine Möglichkeit gibt, schreckt das auch potenzielle E-Auto-Käufer ab", so Suthold.