Die SPD-Fraktion im Landtag hat sich entschieden: Die Mehrheit der Abgeordneten setzt auf Angriff. Jochen Ott ist eine Mischung aus Emotion und Leidenschaft - wenn auch nicht immer zu seinem Vorteil. Seine Wahl kann Fluch und Segen sein.
Die Debatten werden hitziger
Ein Segen ist sie, weil damit endlich wieder Leben in den Landtag kommt. Gerade bei der Bildungspolitik war die SPD als größte Opposition zu zahm. Unter Otts Vorgänger Thomas Kutschaty gab es keine Strukturdebatten zur Schullandschaft, keinen Frontalangriff auf die konservative Bildungspolitik CDU-geführter Landesregierungen.
Das hat die Sozialdemokraten Profil und Unterscheidbarkeit gekostet. Mit Ott wird sich das ändern - es darf bald wieder über die beste Schule für zukünftige Generationen heftig gestritten werden.
Zweifel am Teamplayer
Und damit sind wir beim Fluch, den Jochen Ott bedeuten könnte: Seine Streitbarkeit - auch in die SPD hinein - hat ihm nicht immer den besten Ruf eingebracht. Er sei kein Teamspieler sagen seine Gegner und Kritiker. Und von denen gibt es gerade unter den älteren SPD-Abgeordntenen nicht wenige.
Ott hat das zwar in den letzten Monaten beherzigt und viel gegen dieses Image unternommen. Aber das letzte Vertrauen hat er in der Sache (noch) nicht - immerhin stimmten auch 26 aus der Fraktion bewusst gegen ihn.
SPD verteilt die Aufgaben
Otts Wahl sagt aber auch was anderes aus: Dass die SPD in Nordrhein-Westfalen die wichtigen Posten auf mehrere Schultern verteilen wird. Ott kündigte unmittelbar nach seiner Wahl an, nicht auch noch Parteichef der NRW-SPD werden zu wollen. Das dürfte vor allem die freuen, die sich noch nicht sicher sind, ob sie im August kandidieren wollen, wenn ein neuer Landeschef gewählt wird.