Bunte Eier in der Osterreierfärberei

Hohe Nachfrage: Ostereier könnten punktuell teurer werden

Stand: 18.03.2025, 20:22 Uhr

Die USA wollen mehr Eier aus Europa importieren und haben dafür nach Angaben des Bundesverbands Ei, der die deutsche Eierwirtschaft vertritt, auch in Deutschland angefragt. Doch hierzulande sind Eier eh schon knapp - und gerade jetzt vor Ostern zeigt sich das auch in steigenden Preisen.

Von Katja Scherer

Für Udo Baumeister läuft die Hochsaison an. Der Landwirt aus Breckerfeld ist einer der größten Eierlieferanten nahe des Ruhrgebiets. Er betreibt einen Legehennenbetrieb, besitzt eine große Koch- und Schälmaschine für Eier und führt eine Eierfärberei. Ostern ist für ihn die Zeit, in der er immer besonders viele Aufträge bekommt.

Er habe sein ganzes Leben kaum etwas anderes gemacht, als Eier zu verkaufen, erzählt Baumeister. Fragt man ihn, ob Deutschland Eier an die USA abgeben könne, fällt seine Antwort klar negativ aus. Deutschland sei selbst Importland, sagt er: "Wir können nur rund 70 Prozent unseres Eierbedarfs selbst decken." Es gäbe keine überschüssigen Kapazitäten für den Export.

Eier-Konsum im Inland derzeit ungewöhnlich hoch

Das gilt umso mehr, da deutsche Verbraucherinnen und Verbraucher gerade in den vergangenen Wochen besonders viele Eier gekauft haben. Die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen berichtet, dass die Nachfrage in diesem Frühjahr außergewöhnlich hoch sei. Normalerweise würden Haushalte an Weihnachten und Ostern viele Eier kaufen, dazwischen weniger.

Normale und gefärbte Eier

Begehrtes Produkt: Außergewöhnlich hohe Nachfrage sorgt für Engpässe

Doch in diesem Jahr blieb die typische Nachfrage-Delle blieb aus. Verbraucherinnen und Verbraucher packten Eier einfach weiter in ihre Einkaufstauschen. Nach Angaben der Landwirtschaftskammer sorgt das automatisch für Engpässe auf dem Markt, weil traditionell das Eierangebot im Frühjahr etwas niedriger ist. Viele Landwirte nutzen nämlich die Zeit nach Weihnachten, um ihre Bestände zu verjüngen.

Neubesetzung der Ställe führt zu kleineren Eiern

Konkret heißt das: Die Landwirte schlachten ältere Legehennen, die ihre beste Legephase schon hinter sich haben, und kaufen junge Legehennen für ihre Ställe nach. Diese jungen Hennen legen aber anfangs nur kleine Eier. Dadurch gibt es temporär im Frühjahr weniger Eier der beliebteren Größen M und L auf dem Markt. Eine hohe Nachfrage trifft also auf ein eher knappes Angebot - und das lässt die Preise steigen.

Punktuell gab es darüber hinaus auch in Deutschland Vogelgrippe-Ausbrüche, wodurch Hühner geschlachtet werden mussten. Außerdem kommt nach Angaben der Landwirtschaftskammer NRW dazu, dass die Niederlande weniger Eier nach Deutschland verkaufen. Deutschland hat klassischerweise eine Eier-Importquote von rund 30 Prozent. 75 Prozent dieser Importe stammten 2023 aus den Niederlanden, schreibt das Bundeslandwirtschaftsministerium. Doch das ändert sich gerade.

Niederlande wollen weniger Tierhaltung

Die Niederlande haben das Problem, dass sie insgesamt sehr hohe Tierbestände haben. Dadurch sind die Böden vielerorts stark mit Stickstoff belastet. Die Regierung zahlt nun Entschädigungen an Landwirte, die ihre Tierbestände reduzieren und Ställe aufgeben. Der Export von Hühnereiern nach Deutschland ist dadurch gesunken.

Beim Einkauf im Supermarkt spüren Verbraucherinnen und Verbraucher davon in der Regel bisher nichts. "Supermärkte haben langfristige Lieferverträge mit Landwirten", erklärt Eierlieferant Udo Baumeister aus Breckerfeld. Diese werden oft erst zum Sommer hin neu verhandelt - zum Vorteil für Verbraucherinnen und Verbraucher.

Punktuell könnten Ostereier teurer werden

"Die meisten Ostereier werden daher wohl nicht teurer", erwartet Baumeister. Punktuell könne es aber schon zu steigenden Preisen kommen, wenn zum Beispiel Supermärkte kurzfristig bei Großhändlern Eier nachkaufen müssen. Oder wenn Bäckereien vor Ostern anfangen, bunte Eier auf ihren Theken auszustellen und dafür ebenfalls Eier am freien Markt einkaufen müssen.

Geflügelzucht Baumeister

Langfristige Verträge: Eierlieferant Udo Baumeister rechnet nur vereinzelt mit steigenden Preisen

Wie stark die Preise im Großhandel ohne langfristige Verträge zuletzt gestiegen sind, zeigen Daten vom Informationsdienst Marktinfo Eier und Geflügel. Demnach kosteten 100 Bodenhaltungseier der Güteklasse A bei Großbestellungen Anfang des Jahres noch 16,10 Euro. Zuletzt waren es 19,80 Euro - ein Anstieg um 23 Prozent.

Nach Ostern werden wieder sinkende Preise erwartet

Wie sich das konkret auf die Verbraucherpreise im Handel auswirken könnte, ist schwer zu sagen. Der genaue Preis hängt unter anderem von der Eier- und Packungsgröße sowie von der Haltungsform ab. Außerdem ist die Frage, welchen Anteil der Preisaufschläge Händler an die Kunden weitergeben. Punktuell könne eine 10er-Packung Eier aber auch mal über drei Euro kosten, schätzt Baumeister.

Die Landwirtschaftskammer NRW rechnet damit, dass die Preise nach Ostern wieder sinken, wenn die Nachfrage nach Eiern wieder abnimmt. Dass Deutschland weniger Eier aus den Niederlanden bekommt, wird aber wohl langfristig der Fall sein. Möglich ist, dass dadurch der Import aus anderen Ländern zunimmt. Zweitwichtigster Eierlieferant für Deutschland ist laut Bundeslandwirtschaftsministerium aktuell Polen.

Langwierige Genehmigungsverfahren bremsen Landwirte aus

Landwirt Udo Baumeister würde sein Geschäft auch gerne ausbauen. Die Nachfrage nach regional hergestellten Eier sei groß, erzählt er. Er wolle daher bald eine Baugenehmigung für einen neuen Stall beantragen.

Allerdings dauere es in Deutschland oft jahrelang, bis Baugenehmigungen für neue Ställe erteilt werden, sagt er. Das liege an den strengen Baustandards, Tier- und Umweltschutzvorgaben im Land. Die Landwirtschaftskammer NRW bestätigt die langen Genehmigungsverfahren. Aus Sicht von Baumeister ist das schade: Für ihn sei es dadurch sehr schwer, die heimische Produktion auszubauen.

Unsere Quellen:

  • Landwirt Udo Baumeister
  • Landwirtschaftskammer NRW
  • Informationsdienst Marktinfo Eier und Geflügel
  • Bundeslandwirtschaftsministerium
  • Nachrichtenagenturen