Ditib kündigt dem Moschee-Architekten
Streit um weiß oder grau
Stand: 24.10.2011, 15:08 Uhr
Die Türkisch Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) hat die Zusammenarbeit mit dem Architekten der Kölner Zentralmoschee, Paul Böhm, gekündigt. Der Architekt hatte jedoch selbst schon mit einer Kündigung des Vertrags gedroht.
Von Conny Crumbach
Für den Bezirksbürgermeister von Köln-Ehrenfeld, Josef Wirges (SPD), kam die Nachricht über die Kündigung des Vertrags mit dem Architekturbüro Böhm durch die Ditib offenbar sehr überraschend. Wirges ist Mitglied des Moschee-Beirats, der den Bau nach Wirges' Aussagen "beratend und freundschaftlich" begleitet. Für ihn habe die Zusammenarbeit zwischen der Ditib und dem Architekten der Moschee, Paul Böhm, "ganz normal" gewirkt. Den Bezirksbürgermeister erreichte die Mitteilung der Ditib am Freitag (22.10.2011). Dort heißt es: "In der technischen Abwicklung wurde der Architekt [...] den eigenen gestalterischen und qualitativen Anforderungen nicht mehr gerecht. Nachdem die Kosten aus dem Ufer liefen, gravierende Mängel sich häuften und wichtige Terminvorgaben nicht mehr zu halten waren, sahen wir uns schließlich gezwungen, die Notbremse zu ziehen und dem Architekturbüro Böhm mit sofortiger Wirkung zu kündigen".
Architekt drohte selbst mit Vertragskündigung
Paul Böhm zeigt ein Modell der geplanten Moschee in Köln
Doch offenbar war das Verhältnis zwischen der Ditib und dem Architekten Böhm im letzten Jahr alles andere als "ganz normal". Böhm selbst sagte WDR.de am Montag (24.10.2011): "In den letzten Monaten haben wir nur noch über Anwälte und Juristen miteinander kommuniziert und seit April keine Honorare mehr bekommen."
Der Hintergrund: Im August 2010 wurde der gesamte Vorstand der Ditib ausgetauscht und damit auch alle Ingenieure, die als Ansprechpartner für den Architekten den Moschee-Bau von Bauherren-Seite betreut hatten. Das habe "das für eine weitere Vertragabwicklung nötige Vertrauensverhältnis massiv erschüttert", heißt es in der Pressemitteilung des Architekturbüros Böhm vom Montag. Dort gibt Böhm außerdem bekannt, der Ditib selbst mit der Kündigung zum 24.10.2011 gedroht zu haben. Die Ditib sei ihm nun zuvor gekommen: "Auch wenn die Ditib grundsätzlich weiterhin den künstlerisch anspruchsvollen Entwurf anerkennt, sind im Detail sehr starke Divergenzen vor allem über die Gestaltung der Fassaden und den Innenausbau aufgetreten." Auf Seiten des Bauherrn würden "Entscheidungen nicht getroffen und die Zahlungen von fälligen Vergütungen" verweigert, so die Sicht der Architekten.
Streit um Beton-Fassade
Hauptstreitpunkt bei der Gestaltung ist, nach Angaben von Paul Böhm, die Farbe der Fassade. Dabei geht es um die Frage: grau oder weiß. Mit dem alten Vorstand hätte man lange diskutiert und sich schließlich auf eine bestimmte Betonart und einen Farbton geeinigt. Jetzt stünde das wieder zur Debatte. "Ich vermute, man will uns mit der Kündigung unter Druck setzen", sagte Böhm am Montag. Die Mitarbeiter des Architekturbüros bedauern die Entwicklung in ihrer offiziellen Stellungnahme und befürchten, dass es nun einen langwierigen Rechtsstreit über die Sachverhalte geben wird. Paul Böhm ist vor allem daran gelegen, dass die gestalterische Qualität des Gesamtentwurfs erhalten bleibt. Eine weitere Stellungnahme der Ditib zum Thema gab es bisher nicht.