Stadtrat stimmt für den Bau des Gotteshauses in Ehrenfeld
Kölner Moschee wird gebaut
Stand: 29.08.2008, 15:13 Uhr
Die Kölner Stadtverwaltung hat die Baugenehmigung für die geplante repräsentative Moschee im Stadtteil Ehrenfeld vorbereitet. Zuvor hatte der Kölner Stadtrat am Donnerstagabend (28.08.2008) mit deutlicher Mehrheit für den umstrittenen Bau gestimmt.
Von Frank Überall
Das grundsätzliche Ok für den Moscheebau hat der Kölner Stadtrat am Donnerstagabend (28.08.2008) gegeben. Nun müssen die Antragsteller noch weitere Unterlagen - etwa zur Statik - einreichen bevor der Bau beginnen kann, teilte eine Stadtsprecherin WDR.de mit.
Als die Kölner Ratsmitglieder am Donnerstag zu ihrer Sitzung gingen, wurden sie von Demonstranten empfangen. Die Polizei hatte sie fein säuberlich getrennt: Auf der rechten Seite standen etwa 30 Aktivisten der Organisation "Pro Köln", die vom Verfassungsschutz unter dem Verdacht des Rechtextremismus beobachtet wird. Sie demonstrierten gegen die Moschee. Von der linken Seite waren "Nazis raus"-Rufe zu hören. Rund 100 Menschen demonstrierten gegen die Rechten - und viele auch für den Bau des islamischen Gotteshauses.
Vertrag als "Schlüssel zur Akzeptanz"
Im Ratssaal versuchte Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) mit einer engagierten Rede möglichst viel Zustimmung für die Moschee zu bekommen. Es solle keine "Parallelstadt im Veedel" entstehen, sondern ein Ort für gegenseitige Anerkennung und Toleranz. Schramma verwies auf einen städtebaulichen Vertrag, der ein "Schlüssel zur Akzeptanz" sei. Darin sei beispielsweise festgehalten, dass der Ruf des Vorbeters Muezzin nicht über den Stadtteil erschallt, dass die Gleichberechtigung der Geschlechter gefördert werde und die Vermittlung von Sprachkompetenz wichtig sei. "Wir wollen verstehen, was dort gepredigt und gesprochen wird", sagte Schramma mit Blick auf die Tatsache, dass die Vorbeter in der Ehrenfelder Moscheegemeinde meist nur Türkisch sprechen.
CDU stellt sich gegen ihren OB
Von den Fraktionsmitgliedern seiner Partei, der CDU, bekam Schramma dafür wenig Beifall. Die Union hatte sich bereits vorher entschlossen, gegen die Moschee zu stimmen. "Das ist eine Machtdemonstration des Islam", wetterte Karl-Jürgen Klipper (CDU): "Die Ditib ist nicht genug auf die Wünsche der Bevölkerung eingegangen." Forderungen nach einer kleineren Kuppel und niedrigeren Gebetstürmen hatte die Moscheegemeinde in der Tat eine Absage erteilt, dafür wurden aber Wohn- und Geschäftsflächen in dem Baukomplex vermindert.
Dem Vorsitzenden des Kulturausschusses, Lothar Theodor Lemper (CDU), gingen die Äußerungen seines Parteifreundes Klipper - für die er sogar Applaus von "Pro Köln" erhielt - aber offenbar zu weit. Er distanzierte sich in einer persönlichen Erklärung von der Union: "Auch Muslime haben einen Anspruch auf Religionsfreiheit. Deshalb bin ich nicht gegen diese Moschee."
Moschee könnte Ende 2010 stehen
Kölns SPD-Vorsitzender Jochen Ott zeigte großes Unverständnis für die Ablehnung der Moschee durch die Union: "Es ist verwunderlich, dass der Bau der CDU nun zu repräsentativ erscheint." Schließlich hätten sich führende Vertreter früher für das Vorhaben ausgesprochen, so Ott: "Die CDU betreibt eine unseriöse Politik." Die Fraktionschefin der Grünen, Barbara Moritz, erklärte, zur Ausübung der Religionsfreiheit gehörten auch die entsprechenden Orte: "Ich frage mich, ob die Kritiker die Moschee wohl akzeptieren würden, wenn sie kleiner geworden wäre und womöglich noch einen Glockenturm und ein Kreuz oben drauf gehabt hätte?", stichelte die Grünen-Politikerin.
Einweihung 2010?
Die Kölner Stadtverwaltung hat die Baugenehmigung für die geplante repräsentative Moschee im Stadtteil Ehrenfeld vorbereitet. Das bestätigte Kölns Stadtentwicklungsdezernent Bernd Streitberger am Freitag (29.08.08) auf Anfrage von WDR.de. Bevor sie ausgehändigt wird, müsse aber noch ein Ausbauvertrag unterschrieben werden. Darin verpflichten sich Stadt und Bauherr Ditib zu Investitionen in die Verbesserung der Verkehrssituation an der neuen Moschee. Ditib will nun die baufällige Lagerhalle abreißen lassen, in der die Gemeinde seit 22 Jahren betet. Anfang 2009 könnten dann die Arbeiten für den Neubau beginnt, von denen die Verantwortlichen hoffen, dass er Ende 2010 eingeweiht werden kann.