Richtfest nach einem Jahr Bauzeit
Kölner Moscheebau: "Es wächst zusammen"
Stand: 02.02.2011, 14:23 Uhr
Die Wogen der Aufregung um den umstrittenen Moscheebau in Köln scheinen sich etwas geglättet zu haben. Wohl auch, weil die Ausmaße des Baus inzwischen klar erkennbar sind. Am Mittwoch (02.02.11) wurde dort Richtfest gefeiert.
Von Nina Magoley
Groß und stattlich ragen die gegossenen Betonschalen der Moscheekuppel an der Inneren Kanalstraße in Köln in die Höhe. Auch die zwei abstrahierten Minarette stehen bereits im Rohbau, ihre Spitzen schnörkeln sich elegant in den Himmel. Eingefasst wird der luftige Kuppelbau von den zusätzlichen Gebäuden, die das geplante Gemeindezentrum beherbergen werden. Offenbar wirkt das ganze Ensemble aber doch nicht so groß, wie die aufgebrachten Gegner des Projekts vor Baubeginn prophezeit hatten. Noch zur Grundsteinlegung im November 2009 hatte es Proteste und eine heftige Debatte um den Bau gegeben. Immer wieder wurden Demonstrationen der rechtsgerichteten Bewegung "Pro Köln" von Gegendemonstrationen begleitet.
"Zusammenwachsen in zwei Dimensionen"
"Die Diskussion war offenbar sehr symbolisch geprägt und hatte eine starke Eigendynamik entwickelt", resümiert Ayse Aydin, Sprecherin des Ditib, des Dachverbands türkisch-islamischer Organisationen in Deutschland, der auch Bauherr der neuen Zentralmoschee ist. Dennoch sei die Art der Auseinandersetzung viel sachlicher geworden. "Jetzt stehen oft Besucher am Rand der Baustelle, fotografieren und betrachten den Bau." Auch im "Infocontainer" an der Baustelle, der täglich für Interessierte geöffnet ist, verbuche der Verband regen Zulauf. Ganze Schulklassen, Vertreter der örtlichen Parteien, aber auch viele Kölner Bürger und Anwohner aus dem Viertel kämen, um sich über den Bau und seine Architektur zu informieren. Über einen Bildschirm können Besucher dort auch virtuelle Rundgänge durch die Moschee unternehmen. Je weiter der Bau fortschreite, desto mehr nähere man sich einander an, meint die Sprecherin, "es ist ein Zusammenwachsen in zwei Dimensionen".
OB Roters: "Wer baut, der bleibt"
Zum Richtfest am Mittwoch (02.02.11) hat der Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) die Moschee als ein Zeichen der Normalität bezeichnet. "Wer baut, der bleibt. Wer hier in Deutschland, in Köln, baut, hat ein neues Zuhause gefunden", sagte Roters. Am Rande der Zeremonie auf der gegenüberliegenden Straßenseite fand eine "Mahnwache" von rund 30 Mitgliedern der rechtsgerichteten Bewegung Pro Köln statt. Ebenso viele Gegendemonstranten waren gekommen.
Nach dem Richtfest gehe es los mit dem Innenausbau, sagte Aydin. Auf der Homepage der Zentralmoschee läuft indessen noch die Ausschreibung dazu: Trockenbaufirmen werden dort gesucht, auch Schlosserarbeiten sind noch zu vergeben.
Hoffen, ohne Kredit auszukommen
Ebenfalls in kleinen Schritten ist offenbar die Finanzierung des Gotteshauses geplant. So informiert Ditib auf seiner Homepage fortlaufend über den Stand der Spendensammlung - knapp 8,3 Millionen Euro sind demnach bis jetzt eingegangen. Insgesamt soll der Bau 25 Millionen Euro kosten. "Das Finanzierungskonzept war von Anfang an auf drei Säulen aufgebaut: Zunächst Spenden, dann Eigenmittel, und, wenn es notwendig ist, einen Baukredit", erklärt Aydin. Bis jetzt hoffe man aber, dass man ohne den Kredit auskomme. Dass die Ausschreibung der Bauarbeiten und auch die Finanzierung eines Projekts noch nach Baubeginn geklärt werden, sei nicht ungewöhnlich, sagt der Kölner Architekt Paul Böhm, der die Moschee entworfen hat und den Bau betreut. "Wenn 60 Prozent der Kosten gesichert sind, kann man mit dem Bau beginnen", sagt er. So ließe sich Zeit sparen.
Verkehrsführung muss angepasst werden
Mit der Fertigstellung der Moschee rechnen Architekt und Bauherr zum Ende dieses Jahres. 1.200 Gläubige sollen dann im Gebetssaal Platz finden, für 150 Autos ist die Tiefgarage entworfen. Dass, wie manche befürchten, an wichtigen Gebetstagen mit einem Verkehrschaos an der Inneren Kanalstraße zu rechnen sei, halte man bei Ditib für unwahrscheinlich, sagt die Sprecherin. Im Zuge der schon begonnenen Straßenumbauarbeiten würden auch die Verkehrsführung und die Ampelschaltung rund um die Moschee verbessert. "Dazu haben wir auch intensiv mit der Stadtteilvertretung verhandelt", ergänzt Architekt Böhm.
Konstruktives Verhältnis mit dem Bauherrn
Auch als Architekt habe er den Eindruck, dass die Aufregung sich zwar nicht ganz gelegt, aber dennoch weniger geworden sei, sagt Böhm. Immer mal wieder werde er gefragt, "ob das alles denn richtig so sei". Für Böhm, dessen Vater Gottfried und Großvater Dominikus Böhm bereits bekannte Kölner Kirchenbauer sind und waren, ist es der erste Auftrag für ein islamisches Gotteshaus. "Aber eigentlich liegen die Bedürfnisse von Christen und Moslems dabei gar nicht so weit auseinander", hat er festgestellt. So habe er auch bei der Moschee schon "gewisse Erfahrungen" mit einbringen können. Das Verhältnis mit dem Bauherrn Ditib beschreibt Böhm als durchweg "gut und konstruktiv". Hin und wieder sei man unterschiedlicher Meinung gewesen, "aber wir haben immer Lösungen gefunden, die beide Seiten tragen konnten."