Am 5. Juli 1975 scheint die Sonne über London. Die Tennis-Fans freuen sich auf das 89. Einzelfinale der Herren in Wimbledon. Auf dem Centre-Court stehen sich die beiden Amerikaner Jimmy Connors und Arthur Ashe gegenüber. Der 31-jährige Ashe weiß, dass sein 22-jähriger Gegner als klarer Favorit gilt. Aber er hat eine Strategie: "Mein Plan war, so viele erste Aufschläge wie möglich durchzubekommen. Und von der Grundlinie aus angeschnittene Bälle zu spielen, die nur bis ins Mittelfeld fallen, um Connors ans Netz zu locken und ihn dort zu überlobben", erzählt Ashe später.
Ein guter Plan, der Connors völlig aus dem Spiel bringt. Nach einer Stunde führt Ashe mit zwei Sätzen. Connors kommt noch einmal heran, entscheidet den dritten Satz für sich. Doch knapp 30 Minuten später steht fest: Ashe gewinnt das Match und hält als erster Schwarzer den begehrten Wimbledon-Pokal in den Händen. Er ist sich der Bedeutung seines Sieges bewusst: "Erfolge wie dieser zeigen vor allem den schwarzen Kindern, dass wir auch können, was alle anderen können."
Vom Schul-Direktor entdeckt
Arthur Ashe selbst kämpft sein Leben lang gegen Rassismus und Diskriminierung. Geboren wird er am 10. Juli 1943 in Richmond, Virginia, als die Rassentrennung noch zum Alltag gehört. Tennis ist im wahrsten Sinne des Wortes ein weißer Sport, von dem Schwarze ausgeschlossen sind. Der zehnjährige Ashe kann nur auf öffentlichen Plätzen mit dem Schläger Bälle übers Netz hauen. Dabei beobachtet ihn der Direktor einer gegenüberliegenden Schule und erkennt sein Talent. "Von da an änderte sich mein Leben", erinnert sich Ashe an die Anfänge seiner Karriere.
Er gewinnt als erster Schwarzer 1960 die amerikanischen Junioren-Tennis-Meisterschaften, drei Jahre später ist er der erste Farbige im Davis Cup-Team unter Trainer Donald Dell. "Er war sehr ruhig und überdurchschnittlich intelligent", beschreibt der Coach Ashe. Und er nutzt seine Popularität im Kampf gegen Rassendiskriminierung. Der sympathische Sportler kennt das Gefühl, wenn Sportclubs ihm aufgrund seiner Hautfarbe den Zutritt verwehren. Noch als Davis-Cup-Spieler lässt man ihn nicht zusammen mit seinen weißen Team-Kameraden auf einen Golfplatz in seiner Heimatstadt Richmond.
Früher Tod durch Aids
Anfang der 70er Jahre verweigert Südafrika ihm mehrmals die Einreise. Die Regierung fürchtet, dass Ashe seine Erfolge auf dem Court für politische Statements nutzen könnte - was er auch regelmäßig macht. Schließlich spielt er 1974 doch ein Turnier im verhassten Südafrika und schafft es, dass schwarze Zuschauer nicht mehr in einer Ecke eingepfercht sind, sondern fortan alle Ränge besuchen dürfen. "Ich wollte nicht nur als Tennisspieler bekannt werden oder in Erinnerung bleiben. Ich hoffe, das ist mir gelungen", erklärt der 1,90 Meter große Sportler später.
Vier Jahre nach seinem Sieg in Wimbledon beendet ein Herzanfall Ashes Karriere. Bei der anschließenden Operation wird er durch eine verseuchte Blutkonserve mit dem HIV-Virus infiziert. Er geht erneut in die Offensive, setzt sich nun für Toleranz für AIDS-Kranke ein. Ashe gründet eine Stiftung, die sich um die Erforschung der Krankheit und Aufklärung kümmert zu einer Zeit, als AIDS-Kranke noch mit vielen Vorurteilen kämpfen müssen. Am 6. Februar 1993 stirbt Arthur Ashe mit nur 49 Jahren.
Stand: 05.07.2015
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