Stichtag

22. März 1963 - Cilly Aussem stirbt in Portofino

In den 30er Jahren wird Cilly Aussem zum Tennisstar - obwohl sie zwei schwere Handicaps hat: Sie ist sehr krank und außerdem relativ unbegabt. Zeit ihres Lebens ist sie schwächlich, hat Probleme mit ihren Augen und den Füßen, ist leberleidend. Und in den ersten Zeugnissen ihrer Trainer kommt das Wort "Talent" nirgends vor.

Aber Cilly Aussem hat ein paar Charaktereigenschaften, die ihr doch noch die Karriere ebnen. Sie ist willens- und laufstark. Und sie will ihre ehrgeizige Mutter nicht enttäuschen. Die nämlich hat sie für ein Leben als Tennisstar vorgesehen. Und mit der Idee ihrer Mutter im Rücken gewinnt Aussem 1931 als erste Deutsche das Tennisturnier von Wimbledon.

Mit Lockerheit nach Wimledon

Geboren wird Aussem 1909 in Köln. Ihr Vater ist ein erfolgreicher Kaufmann, die Familie ist wohlhabend und wohnt in einem vornehmen Patrizierhaus mit allen Annehmlichkeiten im eleganten Westen der Stadt. Obwohl Aussem dem weißen Sport nichts abgewinnen kann, meldet sie ihre Mutter Anfang der 20er Jahre im Kölner Tennisclub Rot-Weiß an. Hier schlägt sie unter den gestrengen Augen ihrer Mutter eher lustlos die Bälle übers Netz, bis der Trainer Willi Hannemann auf sie aufmerksam wird. Er bringt Aussem ihre später hochgelobte flache Vorhand bei. 1925 wird Aussem dank dieser Technik deutsche Jugendmeisterin.

1927 wird Aussem deutsche Meisterin und in die deutsche Nationalmannschaft berufen; im selben Jahr startet sie erstmals in Wimbledon. Aber der Weg zum Sieg auf dem roten Teppich der Tenniswelt ist noch weit: Aussem muss nach dem zweiten Spiel nach Hause fahren. 1929 scheidet sie in der vierten Runde aus. Dann verpflichtet ihre Mutter mit Bill Tilden die damalige Nummer eins der Tennistrainer. Unter der Obhut des smarten US-Amerikaners gewinnt Aussem eine Lockerheit, die ihr den Kopf frei macht. 1931 bricht sie die Siegeswelle der USA und gewinnt neben der deutschen Meisterschaft und den French Open in Paris endlich auch Wimbledon.

Einsames Ende

Danach geht es mit Aussems Karriere steil bergab. 1932 spielt sie gar nicht, 1935 wird sie noch einmal mit Henner Henkel deutsche Meisterin im Doppel. Unmittelbar danach beendet sie, wohl wegen immer schlimmer werdender gesundheitlicher Probleme, ihre Karriere.

1936 heiratet Aussem den italienischen Grafen und Kampfpiloten Fermo Murari dalla Corte Brae und geht mit ihm für zwei Jahre nach Somalia, wo sie sich mit Malaria infiziert. Am 22. März 1963 stirbt sie in Portofino, wo sie mit ihrem Mann eine Familienvilla bewohnt. Die Tenniswelt nimmt keinen Anteil.

Stand: 22.03.2013

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