Vor 30 Jahren starben durch den Brandanschlag fünf türkische Frauen und Mädchen: Gürsün Ince, Hatice Genç, Gülüstan Öztürk, Hülya Genç und Saime Genç. Trotz dieses schweren Verlusts hatte sich die Familienmutter Mevlüde Genç danach immer wieder für Versöhnung eingesetzt. Nach ihrem Tod im vergangenen Jahr will die Stadt Solingen die Erinnerung an die Versöhnerin und an ihre Botschaften noch weiter in den städtischen Alltag rücken.
Erinnerung wach halten
So ist jetzt ein zentraler Platz unweit vom Solinger Rathaus nach Mevlüde Genç benannt. Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach sprach bei der Einweihung von einer großen Ehre: "Aus den Straßennamen erschließt sich der Geist, der in einer Kommune herrscht." Die Familie Genç bedankte sich, das so die Erinnerung wach gehalten werde. Bisher trug der Platz den Namen des Heimatdorfs der Familie, Mercimek.
Neue Portraits zeigen Opfer
Mevlüde Genç war im letzten Jahr verstorben - ein großer Verlust für die Familie. Schwiegertochter Hatice Genç: "Eigentlich ist das Fehlen unserer Mutter ein großer Schmerz für uns, aber man kann nichts machen. Wir leben weiter. Auch wenn wir es anders haben möchten, geht es nicht. Wir werden es nie vergessen und den Weg unserer Mutter weiterführen." Die Umbenennung des Platzes sorge dafür, dass ihre Mevlüde irgendwie doch weiter in der Stadt ist. Genauso wichtig ist der Familie auch eine Erweiterung der Gedenkstätten.
Nach der Einweihung zogen über 250 Menschen in einem Mahngang vom Mevlüde-Genç-Platz zum Anschlagsort in der Unteren Wernerstraße. Hier gab es ein Gebet und die Möglichkeit, Blumen niederzulegen. Im Anschluss wurde hier eine neue Gedenkstele eingeweiht. Auch das Mahnmal am Mildred-Scheel-Berufskolleg wird erweitert. Nun sind dort Portraits der fünf Verstorbenen zusehen. Sie sollen die Opfer als Menschen sichtbarer machen.
Einweihungen Teil vieler Gedenkveranstaltungen
Zusätzlich gibt es in Solingen zum 30. Jahrestag noch weitere Gedenkmöglichkeiten. Zum einen ist am Montag eine zentrale Veranstaltung im Theater geplant, zu der hochrangige Politiker aus Deutschland und der Türkei kommen.
Zum anderen wird aber auch eine neue Ausstellung eröffnet. In ihr kommen viele Zeitzeugen des Anschlags zu Wort. Außerdem werden Fotos und Plakate aus der Zeit direkt danach ausgestellt. All das soll in Solingen dafür sorgen, dass der Anschlag und die Opfer auch 30 Jahre danach nicht vergessen werden.