In der Jugendhilfe-Werkstatt schlagen junge Erwachsene zusammen mit Schülern Namen in Aluminiumstreifen, die dann auf einen Stahlring genietet und anschließend an das Mahnmal geschweißt werden. Der Gedenkort ist Jahr für Jahr gewachsen, auch nach 30 Jahren kommen neue Ringe hinzu: von Menschen, die mit ihrem Namen gegen Rechtsextremismus und Rassismus stehen wollen. Insgesamt sind es inzwischen mehr als 7000.
Neuer Ansatz für neue Generation
Über die Jahre, so erzählt Winfried Borowski, der Leiter der Werkstatt selbstkritisch, sei es immer schwieriger geworden Jugendlichen das Thema des Solinger Brandanschlags näher zu bringen. Das Mahnmal stehe inzwischen sehr abstrakt und politisch da. Für junge Erwachsene seien 30 Jahre eine Ewigkeit. Er selbst sei 15 Jahre nach dem zweiten Weltkrieg geboren, das Kriegserleben in seiner Erinnerung fern: "Das war für mich unendlich weit weg und ähnlich muss das auch für die Jugendlichen heute sein."
Bilder der Opfer machen betroffen
Borowski hält Vorträge und zeigt darin seit einigen Jahren auch eine Fernsehdokumentation. Dabei sei ihm klar geworden, dass die Fotos der fünf ermordeten türkischen Frauen und Mädchen die Jugendlichen immer betroffen machen. Ein Mitarbeiter der Werkstatt bestätigt: "Die waren ja fast noch Babys, andere acht oder neun Jahre alt. Das hat mich auf jeden Fall mitgenommen."
Die Werkstatt hat deshalb zusammen mit den Überlebenden der Familie Genç große Tafeln mit den stilisierten Gesichtern der Opfer entworfen. Die Tafeln stehen ab dem Wochenende auf Stelen im Zentrum des Mahnmals.
Erinnern ist in Solingen wichtig
Das Mahnmal selbst steht für die Solinger Erinnerungskultur; es ist weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt. Viele Bürgerinnen und Bürger, aber auch prominente Besucherinnen und Besucher stehen mit ihren Namensringen für Gedenken und Versöhnen. Etwa 120 bis 200 Ringe kämen jährlich hinzu, sagt die Jugendhilfe-Werkstatt. Hier arbeiten übrigens junge Leute, die es bisher schwer hatten, beruflich Fuß zu fassen.