WDR: Das Niederrhein-Pokal-Halbfinale steht auf dem Programm. RW Oberhausen spielt gegen RW Essen. Welche Bedeutung hat das Spiel?
Marcus Uhlig: Ich muss nicht drum herum reden. Es ist für Rot-Weiß Oberhausen sicherlich das Spiel des Jahres. Im Aufstiegsrennen der Regionalliga haben wir zuletzt Federn gelassen, der Sprung in die 3. Liga wird diese Saison wohl kaum noch zu schaffen sein. Also haben wir jetzt diesen Pokal-Wettbewerb. Es geht um sehr viel Prestige gegen unseren Nachbarn aus Essen. Aber es geht auch um viel Geld. Der Sieger spielt das Finale, trifft dort höchstwahrscheinlich auf den MSV Duisburg. Und der Sieger dieses Spiels steht im lukrativen DFB-Pokal.
WDR: Sie waren jahrelang Vorstandsvorsitzender von Rot-Weiss Essen. Jetzt sind sie Boss in Oberhausen. Ein besonderes Spiel wahrscheinlich auch für Sie ganz persönlich...
Uhlig: Ja klar, es wird vermutlich sehr aufregend. Ich kenne noch alle aus Essen, werde viele Hände schütteln und Freunde wiedertreffen. Ruhig sitzen werde ich kaum können. Mache ich aber sowieso nie bei Spielen. Da tigere ich immer unruhig hin und her, sitzen fällt mir schwer.
WDR: Jahrelang haben Sie in Essen versucht, RWE zurück in die 3. Liga zu führen. Irgendwann ist es auch gelungen. Jetzt stehen Sie in Oberhausen vor der gleichen Aufgabe. Haben beide Klubs gleiche Voraussetzungen?
Uhlig: Rot-Weiß Oberhausen ist eine deutliche Nummer kleiner als RWE. Wenn ich das vergleiche - Budget, Zuschauerschnitt, Sponsorenpool - das ist in etwa in Oberhausen nur ein Viertel von dem, was in Essen möglich war.
WDR: Also kleine Brötchen backen in Oberhausen?
Uhlig: Absolut nicht, nein. Für mich ist RWO von der Bedeutung und Kraft eigentlich Zweitligist. Unser Ziel jetzt ist es erst einmal, den Klub mittelfristig zu einem stolzen, stabilen Drittligisten zu formen. Das ist auch möglich. Wir haben sicher schon einige Erfolge zu verbuchen, was die Ausweitung des Budgets betrifft.
WDR: Sie sind nun seit einem guten halben Jahr bei RWO. Was ist schon gelungen?
Uhlig: Als ich angetreten bin, war die laufende Saison noch nicht durchfinanziert. Das hinzubekommen, war kurzfristig natürlich ein drängendes Ziel, was wir mittlerweile geschafft haben. Zudem habe ich das ambitionierte Ziel formuliert, die Anzahl der Sponsoren von damals 86 bis zum Saisonende auf 150 zu schrauben. Wir stehen heute bei 97, mit etwa einem Dutzend weiterer Interessenten stehen wir gerade in guten Gesprächen. Da ist also schon einiges auf dem Weg. Es ist nun einmal meine Hauptaufgabe hier bei RWO, Geld zu beschaffen.
WDR: Wie ist die Infrastruktur in Oberhausen zu beurteilen?
Uhlig: Wir haben hier den Vorteil, dass wir Stadion, Geschäftsstelle, Trainingsgelände und Nachwuchs-Leistungszentrum alles zusammen in der Lindnerstraße haben. Das sind kurze Wege, alles sehr kompakt. Aber es gibt einiges zu tun: Das Stadion feiert nächstes Jahr seinen 100. Geburtstag. Das ist nicht überall zu verbergen. In den Umkleiden hat man zuweilen beispielsweise das Gefühl, man rieche noch den Schweiß von Lothar Kobluhn (RWO-Spieler zu Bundesligazeiten 1969-1973, d.Red.) aus den 70er Jahren.
WDR: Es muss renoviert werden...
Uhlig: Ja, und da sind wir auch in guten Gesprächen mit der Stadt und der Verwaltung. Es gibt konkrete Herausforderungen: Neben der Renovierung der Kabinen müsste für die 3. Liga ein besseres Flutlicht her, die Beschallungsanlage müsste erneuert werden, die bestehende Rasenheizung ist nicht mehr auf Stand. Und für die Gästefans müsste eine überdachte Tribüne her - die "Kanalkurve" ist nicht mehr zeitgemäß.
WDR: Für wen schlägt das Herz der RWE-Fans Uhlig am Samstag mehr?
Uhlig: Ich werde mein Leben lang Fan von Rot-Weiss Essen bleiben. Aber am Samstag wünsche ich mir von Herzen einen Sieg von RWO.
Das Gespräch führte Olaf Jansen
Video vom Derby im Januar: MSV Duisburg gegen RW Oberhausen. Lokalzeit aus Duisburg. 31.01.2025. 04:27 Min.. Verfügbar bis 31.01.2027. WDR.