Das Aus von Türkspor Dortmund am Mittwoch vor einer Woche (12.03.2025) kam kaum noch überraschend. Seit Saisonbeginn lief's nicht. Der Aufsteiger hatte kein taugliches eigenes Stadion, nach dem sportlichen Fehlstart folgten Ärger auf der Führungsebene, Trainerentlassungen und schließlich das komplette Aus. Der Verein bekommt nun die Möglichkeit, in der nächsten Saison eine Liga tiefer, in der Oberliga, neu zu starten.
"Unüberwindbare wirtschaftliche und strukturelle Herausforderungen" nannten die Dortmunder Vorstädter schließlich als Gründe für ihren Rückzug, der auf wenig Begeisterung bei der Konkurrenz stieß. "Kann nicht sein", schimpft Luca Pflugradt von Ligakonkurrent Sportfreunde Lotte im Gespräch mit wdr.de. "Diese fahrlässige Entscheidung, welche meines Erachtens eher dem Frust, als allem anderen geschuldet ist, führt zu Wettbewerbsverzerrung und finanziellem Schaden bei anderen Vereinen wegen fehlender Spieltagserlöse", klagt das Lotter Vorstandsmitglied.
Probleme auch in Düren und Uerdingen
Pflughardt fordert eine empfindliche Strafe für die Dortmunder: "Die Einflussnahme durch den Rückzug ist mit einem Zwangsabstieg in die unterste Spielklasse zu bestrafen. Andernfalls werden wir in den kommenden Spielzeiten vermutlich häufiger bei aussichtslosen Chancen auf den Klassenerhalt Rückzüge erwarten können, wenn die Strafe lediglich der Zwangsabstieg in die darunterliegende Liga ist."
Aufregung also um Türkspor, das allerdings keineswegs das einzige schwarze Schaf der Liga bleiben muss. Denn auch bei den von der Insolvenz bedrohten 1. FC Düren und KFC Uerdingen ist es aktuell keineswegs gesichert, dass die Saison zu Ende gespielt werden kann. "Es wurden seit Januar keine Gehälter mehr ausgezahlt", erklärte jüngst Dürens Sportlicher Leiter Adam Matuschyk, der beim FC nebenbei auch als Spieler aushilft. "Die Vereinsführung versucht, an Lösungen zu arbeiten", drückte sich der Ex-Profi ganz bewusst sehr vorsichtig aus.
Insolvenzverwalter entscheidet
In Uerdingen ist seit Monaten oder Jahren sozusagen der Teufel los. Monatlich, manchmal wöchentlich, gibt es neue Wasserstandsmeldungen, ob und wie der Verein sich über Wasser halten kann. Die ständigen Personalwechsel in der Führungsetage komplettieren das Bild eines "Chaos-Klubs". Erstaunlich, wie sich die Mannschaft um Trainer René Lewejohann dennoch wacker auf dem Platz schlägt - das Team scheint aktuell die einzige Konstante im Klub zu sein. Dennoch: Ob es weiter bis zum Saisonende antreten darf, entscheidet letztlich wahrscheinlich der Insolvenzverwalter.
Im schlimmsten Fall scheiden drei Klubs aus der Liga aus - es gäbe dann keinen sportlichen Absteiger. Könnte man so etwas im Vorfeld verhindern? Könnte man verdächtig wirtschaftende Klubs im Vorfeld aus der Liga ausschließen? Ein Blick in die pdf-Wüsten der Zulassungsbestimmungen zeigt, dass es vor allem "rechtlich-strukturelle Zulassungsvoraussetzungen", "technisch-organisatorische Zulassungsvoraussetzungen" und "personell-administrative Zulassungsvoraussetzungen" benötigt, um mitspielen zu dürfen.
Finanzielle Bonitätsprüfung fehlt
So wird beispielsweise eine Heimspielstätte mit mindestens 2.500 Zuschauerplätzen verlangt, von denen mindestens 150 überdachte Sitzplätze sein müssen. 800 Auswärtsfans müssen in einem gesonderten Bereich Platz finden, welcher "befestigt" sein muss.
Es gibt viele solcher strukturellen Regeln, mitunter verlieren sie sich in Details wie einer Zaunhöhe oder Parkplatzbeschilderungen. Auflagen, die vor allem den kleinen Klubs zu schaffen machen. Wie zum Beispiel Türkspors Mitaufsteiger Eintracht Hohkeppel. Deren Präsident Hakan Ekmen findet: "Mir fehlt die Akzeptanz für die Leistung dieser in Schwierigkeiten geratenen Vereine. Man hat in der Regionalliga als Verein riesige Auflagen und Kosten, aber keinerlei finanzielle Unterstützung seitens des Verbandes. Anstatt über die Vereine zu schimpfen, sollte man lieber überlegen, wie man ihnen in ihrer Lage helfen könnte."
Grundsätzlich erstaunlich ist aber: Vereine werden vor einer Regionalligasasison nicht auf ihre finanzielle Bonität geprüft. Wer Regionalliga West spielen will, muss lediglich eine Vorlage einer Bankgarantie in Höhe von 35.000 Euro hinterlegen.
Geteilte Meinungen
Das wird bei manchem durchaus kritisch gesehen. "Es macht sicher Sinn, über eine Verschärfung der Lizenzbedingungen im wirtschaftlichen Bereich nachzudenken", sagt Helmut Delker, Vorstand beim FC Gütersloh. Delker findet: "Derzeit ist ein Rückzug zu einfach und hat wirtschaftlich keine Folgen. Eine Möglichkeit könnte sein, die beim Verband zu hinterlegende Kaution zu erhöhen und bei einem Rückzug einzubehalten. Der Betrag könnte als Schadenersatz an die anderen Vereine der Liga ausgezahlt werden."
Anders sieht das der Vorstand des SC Wiedenbrück. "Wir stehen einer Änderung der Lizensierungsverfahren kritisch gegenüber. Dies würde kleinere Vereine personell nur weiter in Schwierigkeiten bringen, jedoch aus unserer Sicht auch weiterhin keinen Schutz gegen unseriöse Planungen bieten", sagt Patrick Poppe, Geschäftsführer des Vereins.