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Wernher von Braun

23. März 1912 - Raketeningenieur Wernher von Braun wird geboren

Stand: 23.03.2022, 10:20 Uhr

Der smarte Deutsch-Amerikaner wurde als Mastermind der US-Raumfahrt gefeiert, als der Mann, der die erste Mondlandung ermöglichte. Doch Wernher von Braun hat eine dunkle Vergangenheit: In Hitlers Auftrag ließ er unter verbrecherischen Bedingungen die V2, die "Vergeltungswaffe", bauen.

Piepsende Funksignale aus dem Weltraum alarmieren 1957 die westliche Welt. Ausgesendet werden sie vom sowjetischen Satelliten Sputnik 1, dem ersten von der Erde ins All beförderten Flugkörper. Nur einen Monat später startet die UdSSR Sputnik 2 mit der Hündin Laika als erstem Weltraumpassagier.

Wernher von Braun (Geburtstag am 23.03.1912)

WDR Zeitzeichen 23.03.2022 14:45 Min. Verfügbar bis 15.03.2099 WDR 5


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Für die USA sind die Satellitenstarts ein Schock. Mitten im Kalten Krieg war man fest überzeugt, der Sowjetunion technologisch weit überlegen zu sein. Das amerikanische Militär hat jedoch bislang keine einzige Rakete erfolgreich starten können.

Präsident Eisenhower überträgt deshalb die Verantwortung für die US-Satellitenmission einem deutsch-amerikanischen Raketenspezialisten. Bislang hat er ihn trotz großer Entwicklungserfolge gemieden - aus gutem Grund: Als Ex-Oberkommandierender im Zweiten Weltkrieg weiß Eisenhower genau um die Nazi-Vergangenheit von Wernher von Braun.

Karriere als SS-Miglied

Keine drei Monate nach dem Flug von Laika schießt das Team von Wernher von Braun den ersten US-Satelliten ins All. Das Time Magazine feiert den charismatischen "Missileman" mit einem Titelblatt. 1959 wechselt von Braun zur neu gegründeten Weltraumbehörde Nasa und beginnt mit der Verwirklichung seines Lebenstraums: Menschen auf den Mond zu bringen.

Schon als Kind hat der am 23. März 1912 in Posen geborene Sohn eines Freiherrn mit Feuerwerk gezündelt und Raketenautos gebaut. Noch bevor von Braun sein Physik-Studium beginnt, experimentiert er mit Raketenpionier Hermann Oberth in Berlin an Flüssigstoffraketen. Nach seiner Promotion 1934 engagiert das Heereswaffenamt den 22-jährigen Ingenieur. Zu diesem Zeitpunkt ist der karrierebewusste von Braun bereits Mitglied der SS.

"Wunderwaffe" für Hitlers Endsieg

Wernher von Braun 1944 mit Offizieren der Wehrmacht in Peenemünde

von Braun 1944 mit Offizieren der Wehrmacht in Peenemünde

In der Peenemünder Heeresversuchsanstalt leitet Wernher von Braun ab 1937 die Entwicklung der Flüssigtreibstoffrakete "Aggregat 4". 1943 informiert er Hitler über die Einsatzbereitschaft der Rakete, die nun als "Vergeltungswaffe" (V2) massenhaft produziert wird.

Rund 3.000 der angeblich kriegsentscheidenden "Wunderwaffen" feuern die Nazis in den letzten Kriegsmonaten ab, die meisten auf England und Rotterdam; Tausende Menschen kommen bei den Angriffen ums Leben.

Noch weit mehr Leben fordert die Produktion der "V2" in den unterirdischen Fabrikanlagen direkt neben dem KZ Dora-Mittelbau. Unter grausamsten Bedingungen müssen Zwangsarbeiter dort die Raketen zusammenbauen.

"Insgesamt wurden Zehntausende von KZ-Häftlingen auf Betreiben Wernher von Brauns und seiner Mitstreiter eingesetzt", sagt Jens Christian Wagner, Historiker und Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald. "Mindestens 8000 KZ-Häftlinge sind in diesem Raketenprogramm zu Tode geschunden worden."

In den USA auf Mondkurs

Nach Wagners Erkenntnissen war Wernher von Braun "unmittelbar in die Planung, Anforderungen und Praxis der Zwangsarbeit von KZ-Häftlingen eingebunden". Von Braun selbst erklärt später zu seiner Arbeit für das NS-Regime: "Ein Ingenieur im Kriege ist Soldat. An dieser Auffassung hat sich bei mir nichts geändert."

Wernher von Braun

Der "Rocket Man": von Braun vor der Saturn-V-Mondrakete

Von Brauns Entnazifizierung nach Kriegsende ist reine Formsache, denn im beginnenden Kalten Krieg brauchen die Amerikaner sein Know-how. Mit 120 Mitarbeitern und 100 "V2" samt Konstruktionsplänen im Gepäck setzt er sein Raketenprogramm in Huntsville, Alabama fort. 1949 darf er die US-Staatsbürgerschaft annehmen.

Sein Kindheitstraum geht in Erfüllung. Als Chefkonstrukteur der mächtigen Saturn V geht Wernher von Braun in die Raumfahrtgeschichte ein. Im Juli 1969 gelingt mit der 111 Meter hohen Rakete die erste Landung von Menschen auf dem Mond. Der umstrittene Raketenpionier stirbt 1977 im Alter von 65 Jahren an Nierenkrebs.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Martina Meißner
Redaktion: Gesa Rünker

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 23. März 2022 an Wernher von Braun. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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