Eine Gemälde von 1870 zeigt eine junge Frau von schlanker Statur mir langem, schmalen Gesicht und dunklem, lockigem Haar

7. März 1833 - Rahel Varnhagen von Ense stirbt in Berlin

Die Schriftstellerin und Salon-Gastgeberin Rahel Varnhagen, geborene Levin, gehört zu den bedeutendsten Intellektuellen Deutschlands. Mit ihren Gedanken war sie oft ihrer Zeit voraus.

Nicht Gedichte oder Romane zeugen von der Brillanz der Schriftstellerin Rahel Varnhagen von Ense, sondern ihre Briefe. Sie selbst umschreibt diese Hinterlassenschaft als "Ertrag, Perlen, die ein halbes Jahrhundert aus einer sturmbewegten Menschenseele warf, Schätze, die sie wie das große Meer enthält".

Rahel Varnhagen, Schriftstellerin (Todestag, 03.07.1833)

WDR Zeitzeichen 07.03.2023 14:52 Min. Verfügbar bis 07.03.2099 WDR 5


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Briefe sind in ihrer Lebenszeit, die von 1771 bis 1833 dauert, weit mehr als ein Medium privater Befindlichkeiten und Informationen. Briefe sind auch eine halb öffentliche Mitteilungsform, ein Diskurs-Raum und ein Dialogforum. Sie werden teilweise in größerem Kreis vorgetragen und weitergereicht. Und weil Rahel Varnhagen um den Wert ihrer Perlen weiß, bittet sie zu Lebzeiten Empfängerinnen und Empfänger um die Rückgabe - um den kompletten Dialog für die Nachwelt zu sichern.

Die Salonnière

Aber nicht nur den schriftlichen Dialog pflegt Rahel Levin, wie ihr Geburtsname lautet. Mit ihren Salons bietet sie eine Plattform für persönliche Begegnungen und intellektuellen Austausch. Dichterinnen wie Bettine von Arnim oder Schriftsteller wir Heinrich Heine und Jean Paul, Wissenschaftler wie Wilhelm von Humboldt, Philosophen wie Friedrich Schlegel und Friedrich Schleiermacher sowie Politiker und Diplomaten - sie alle schätzen die Gastgeberin, die mit ihrer intellektuellen Schärfe und Wissbegierde Gedanken im Gespräch vorantreibt.

Diskriminiert als Jüdin und Frau

Mit ihren eigenen Überzeugungen und Ideen ist Rahel Levin ihrer Zeit teilweise weit voraus. Geboren 1771 als Tochter einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie, erfährt sie immer wieder Diskriminierungen wegen ihrer jüdischen Herkunft und als Frau - Zuürckweisungen, die sie geistreich analysiert.

So stehen für sie Phänomene wie Krieg, Sklaverei und Ehe in einem Zusammenhang. Und mit Blick auf den Philosophen Johann Gottlieb Fichte fragt sie 1820: "Wenn Fichtes Werke Madame Fichte geschrieben hätte, wären sie schlechter?"

Die Heirat in späten Jahren

Rahel Levin ist eine Frau, der ihre Eigenständigkeit ebenso wichtig ist, wie die Wahrhaftigkeit: "Ich kann nicht heiraten; denn ich kann nicht lügen." Doch bei dem preußischen Diplomaten Karl August Varnhagen, einem ihrer glühendsten Bewunderer, ist es anders. Als Rahel 43 ist, heiratet sie den 16 Jahre Jüngeren. Dafür lässt sie sich christlich taufen, tilgt offiziell den jüdischen Vornamen und heißt fortan Friedericke Antonie Varnhagen von Ense. Doch für ihre Freundinnen und Freunde bleibt sie schlicht Rahel.

Ihr Ehemann wird zu ihrem treuen Herausgeber und Nachlassverwalter. Bereits wenige Monate nach ihrem Tod - sie stirbt am 7. März 1833 in Berlin - erscheint die Sammlung "Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde". Es ist die frühe Würdigung einer unermüdlich Tätigen, die überzeugt war: "Handeln aber, ist Existenz bekommen."

Autorin des Hörfunkbeitrags: Jutta Duhm-Heitzmann
Redaktion: David Rother

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 07. März 2023 an Rahel Varnhagen von Ense. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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