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Französische Soldaten marschieren im Ruhrgebiet ein

11. Januar 1923 - Besetzung des Ruhrgebiets durch Franzosen und Belgier

Nach dem Ersten Weltkrieg muss Deutschland Reparationen zahlen. Doch die Hinhaltetaktik der Reichsregierung bringt Frankreich an den Rand des Ruins. Das führt im Ruhrgebiet zur Eskalation.

Der Erste Weltkrieg hat nicht Deutschland verwüstet, sondern vor allem in Belgien und Frankreich getobt. 1922 sind die Städte und Industrieanlagen in Deutschland weitgehend unzerstört, die Schlote qualmen, der Export boomt.

Ganz anders dagegen in Frankreich und Belgien: Weite Landstriche sind verwüstet, etliche Städte liegen in Schutt und Asche. Zwar hat Deutschland im Versailler Vertrag die Alleinschuld am Krieg übernehmen und Entschädigungen in Höhe von 132 Milliarden Goldmark akzeptieren müssen. Doch die Reichsregierung betreibt seither in der Reparationsfrage eine Hinhaltetaktik, die Frankreich nahe an den Rand des Ruins bringt. So wächst jenseits des Rheins die Angst vor dem zwar besiegten, wirtschaftlich aber übermächtigen Nachbarn.

Sicherung der Reparationsansprüche

Als sich Deutschland dann auch noch im Vertrag von Rapallo mit dem kommunistischen Russland verbündet, ist für Frankreichs Ministerpräsident Raymond Poincaré das Maß voll. Zur Sicherung der Reparationsansprüche beschließt er, das industrielle Herz Deutschlands, das Ruhrgebiet, unter französische Kontrolle zu bringen.

Die Besetzung des Ruhrgebiets beginnt (am 11.01.1923)

WDR Zeitzeichen 11.01.2023 14:45 Min. Verfügbar bis 11.01.2099 WDR 5


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Die Rechtfertigung für eine derartige Aktion liefert die Reichsregierung, als man Anfang 1923 kurzfristig mit den Lieferungen von Koks und Telegrafenmasten in Rückstand gerät. Umgehend setzen sich im entmilitarisierten Rheinland 90.000 französische und belgische Soldaten in Marsch und beginnen am 11. Januar 1923 die Besetzung des Ruhrgebiets bis nach Dortmund. Französische Zöllner errichten eine Grenze zwischen Ruhrgebiet und Reich. Bergwerks-Fachleute sollen die Kohleförderung beaufsichtigen, französische Beamte die Verwaltung des Ruhrgebiets überwachen.

Tumulte und Tote bei Krupp

Weil bewaffneter Widerstand undenkbar ist, ruft die Reichsregierung zum passiven Widerstand auf, der den Besatzern anfangs schwer zu schaffen macht. Kanalschiffe und Kohlenzüge fahren nicht mehr.

Kurzzeitig droht der Ruhrkampf zu eskalieren. Als eine französische Abteilung am Karsamstag bei Krupp in Essen Lastwagen beschlagnahmen will, kommt es zu Tumulten. Die bedrängten Soldaten schießen in die Menge und töten 13 Arbeiter. Kurz darauf wird der bekannte Freikorps-Kämpfer und Saboteur Albert Leo Schlageter verhaftet, zum Tode verurteilt und in Düsseldorf hingerichtet. 

Besatzung lohnt sich nicht

Trotz aller Widerstände und Sabotageaktionen gelingt es den Franzosen aber bald, das Ruhrgebiet unter ihre Kontrolle zu bekommen. Doch je länger die Besetzung dauert, umso mehr erkennen beide Seiten, dass ohne Verständigung keine Lösung des Konflikts möglich ist.

Unter dem Druck einer stetig steigenden Inflation kapituliert die Reichsregierung im Ruhrkampf. Und auch die Franzosen merken, dass sich die Besatzung wirtschaftlich nicht lohnt. Dank der nun von Gustav Stresemann und Aristide Briand eingeschlagenen Versöhnungspolitik zieht Frankreich Mitte 1925 alle Truppen aus dem Ruhrgebiet zurück.

Autor des Hörfunkbeitrags: Heiner Wember
Redaktion: Gesa Rünker

Programmtipps:

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