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Portrait von Enrico Rastelli. Italienischer Jongleur. Bergamo. Italien. Photographie. Um 1920.

19. Dezember 1896 - Geburtstag des Jongleurs Enrico Rastelli

Stand: 13.12.2021, 16:07 Uhr

Zirkusjongleure gibt es viele. Aber wie Enrico Rastelli die Bälle über seinen Körper spazieren lässt, das hat das Publikum noch nie gesehen. Seine Shows sind revolutionär.

Enrico Rastelli, ital. Jongleurs (Geburtstag, 19.12.1896)

WDR Zeitzeichen 19.12.2021 14:46 Min. Verfügbar bis 20.12.2099 WDR 5


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Die Eltern von Enrico Rastelli reisen mit ihrem kleinen italienischen Wanderzirkus in Russland umher. Seit frühester Kindheit lässt Enrico Bälle, Keulen und Reifen durch die Luft wirbeln. Allerdings nur heimlich, denn sein Vater will, dass er Trapezkünstler wird.

Anfang des 20. Jahrhunderts gibt es mehr als 80 wandernde Zirkusse im russischen Reich. Mit elf Jahren gibt Enrico Rastelli sein öffentliches Debüt. Er jongliert mit drei Bällen, chinesischen Keulen oder brennenden Fackeln. Dabei macht er einen Kopfstand auf dem Kopf seines Vaters.

Künstleragenturen reißen sich um ihn

Mit 18 Jahren gelingt Rastelli zum ersten Mal eine Art Weltrekord. Ein Trick mit acht Tellern. Auch das Jonglieren mit zehn Bällen bedeutet eine Neuheit. Nach seinem Debüt im New Yorker "Hippodrom" buchen ihn die größten Varietés rund um den Globus.

Enrico Rastelli jongliert in absoluter Perfektion. Grock, der Clown. nennt Rastelli den "Shakespeare der Jongleure". Die Künstleragenturen in London, Paris und auch in Berlin reißen sich um ihn. Seine Kombination aus Jonglieren und Balancieren, aus Tempo und Show, alles in Bewegung und unter Einbeziehung des Publikums, ist revolutionär.

Er trainiert wie ein Hochleistungssportler, bereist 66 Städte in 48 Tagen, absolviert täglich zwei bis drei Vorstellungen und gastiert bei unzähligen Benefizveranstaltungen. Begleitet wird Rastelli dabei oft von Pressefotografen und Journalisten. Schriftsteller schreiben über ihn.

Rastelli stirbt jung

August Heinrich Kober, Zirkusbuch-Autor: "Rastelli war der liebenswürdigste, der gutmütigste, der zugänglichste, kameradschaftlichste Kollege, den man sich denken konnte. Wie oft wurde er zu wohltätigen Zwecken aufzutreten gebeten." Unermüdlich ist er auf Dauer-Tournee. Nur einmal im Jahr gönnt er sich Ruhe. Dann fährt er mit seiner Frau Henriette und den drei Kindern nach Italien. 

Der "Shakespeare der Jongleure" stirbt plötzlich am 13. Dezember 1931, wenige Tage vor seinem 35. Geburtstag, nach einer Hirnblutung. An seiner Beerdigung in Bergamo nehmen Tausende von Artisten und Bewunderern teil.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Martina Meißner
Redaktion: Gesa Rünker

Programmtipps:

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 19. Dezember 2021 an Enrico Rastelli. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.

ZeitZeichen am 20.12.2021: Vor 50 Jahren: Gründung von "Ärzte ohne Grenzen"