Paul Watzlawick, Kommunikationswissenschaftler und Psychotherapeut

25. Juli 1921 – Geburtstag des Psychologen Paul Watzlawick

Stand: 11.07.2021, 10:20 Uhr

Schon zu Lebzeiten ist Paul Watzlawick bekannt für seinen Charme, seine Distinguiertheit, seinen feinen Sinn für Humor und seine Sensibilität bei der Beobachtung seiner Mitmenschen.

Nicht nur sein Bestseller "Anleitung zum Unglücklichsein“ (1983) zeugt vom untrüglichen Gespür des weltberühmten Therapeuten für die Paradoxien im zwischenmenschlichen Verhalten. "Die Lösung ist immer der beste Fehler", formuliert er diesen Gedanken 1995 in einem Vortrag über typische Probleme der Kommunikation.

Paul Watzlawick, Kommunikationsforscher. (Geburtstag, 25.07.1921)

WDR Zeitzeichen 25.07.2021 14:49 Min. Verfügbar bis 26.07.2099 WDR 5


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Der Todesstrafe knapp entronnen

Geboren wird Watzlawick am 25. Juli 1921 in Villach im österreichischen Kärnten. Nach dem Abitur muss er 1939 in den Krieg. Seine regimekritischen Briefe nach Hause fängt die Gestapo ab. Ende 1944 wird Watzlawick unter anderem wegen "staatsfeindlicher Betätigung" und "Zersetzung der Wehrmacht" angeklagt. Aber in den Wirren der letzten Kriegsmonate entgeht er durch Flucht wohl der Todesstrafe.

In Zürich stößt Watzlawick durch einen Zeitungsartikel auf das C. G. Jung-Institut, wo er sich zum Therapeuten ausbilden lässt. Mit dem Diplom in der Tasche geht er nach Indien und übernimmt eine Professur für Psychoanalyse in El Salvador. 1959 wechselt er ans Mental Research Institute nach Palo Alto und beginnt mit seinen Forschungen zur Kommunikation.

Verlagerung ins Hier und Jetzt

Gegen das gängige Modell der Psychoanalyse setzt Watzlawick mit seinen Kollegen in Palo Alto eine andere Theorie: Nicht die gestörte Psyche der Individuen ist für viele Probleme verantwortlich, sondern die Störung von Beziehungen, die sich aus unserer Konstruktion von Wirklichkeit ergeben haben. Das verlagert die Problematik von einer als traumatisch diagnostizierten Vergangenheit der Patienten ins Hier und Jetzt – und bringt der Gruppe viel Kritik ein.

Trotzdem: Die Konsequenzen dieses neuen Kommunikationsmodells, das auch nonverbale Verhaltensweisen mit einbezieht, ist bahnbrechend für die Psychotherapie. Statt auf langfristige Introspektion zu setzen, verspricht die Methode bereits kurzfristig Erfolge.

Kratzen an der Oberfläche?

50 Jahre bleibt Watzlawick in Kalifornien, nach Europa kommt er vorwiegend nur noch zu Kongressen und Vortragsreisen. Als Star der Therapeutenszene füllt er große Säle. Die Kritik, seine Theorie würde nur an der Oberfläche der Probleme kratzen, statt in die Tiefe zu gehen, reißt dabei nicht ab.

Paul Watzlawick stirbt 2007 mit 85 Jahren nach schwerer Krankheit in Palo Alto. Seine rund 20 Bücher werden in 85 Sprachen übersetzt.

Autor des Hörfunkbeitrags: Matthias Eckoldt
Redaktion: Ronald Feisel

Programmtipps:

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 25. Juli 2021 an Paul Watzlawick. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.

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